Europa-Verlauf: Weitere Erholung dank Hoffnung auf Brexit-Deal
Paris – Europas Börsen haben sich am Mittwoch weiter von ihrem schwachen Wochenauftakt erholt. Für vorsichtigen Optimismus sorgten Signale, dass es noch vor den Weihnachtsfeiertagen den ersehnten Handelspakt zwischen Grossbritannien und der EU geben könnte. Derweil verpasste der scheidende US-Präsident Donald Trump mit seiner Veto-Drohung gegen das vom Kongress beschlossene Corona-Konjunkturpaket allzu grossen Hoffnungen am Markt einen Dämpfer.
Der EuroStoxx50 stieg gegen Mittag um 0,76 Prozent auf 3524,21 Punkte. Am Montag war der Leitindex der Eurozone wegen einer in Grossbritannien verbreiteten neuen und womöglich ansteckenderen Variante des Coronavirus um fast drei Prozent eingeknickt. Doch schon am Dienstag konnte das Börsenbarometer wieder Boden gut machen. Für den französischen Cac 40 ging es zur Wochenmitte um weitere 0,76 Prozent auf 5508,21 Punkte hoch.
Der britische FTSE 100 («Footsie») verlor hingegen 0,10 Prozent auf 6446,65 Zähler. Grund war einmal mehr die Entwicklung der Landeswährung: Das zuletzt schwächelnde Pfund konnte sich etwas erholen, was britische Produkte für Käufer im Ausland tendenziell verteuert.
Trotz des weiterhin fehlenden Handelsvertrags zwischen Grossbritannien und der EU gab sich der irische Regierungschef Micheal Martin zuversichtlich: Ein Deal sei «eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich», sagte Martin am Dienstagabend. Noch immer sind vor allem die künftigen Rechte von EU-Fischern in britischen Gewässern ein zentraler Knackpunkt. Auch beim Thema fairer Wettbewerb seien einige Fragen offen, war nach einer Unterrichtung von Diplomaten durch EU-Unterhändler Michel Barnier zu hören.
Im europäischen Branchenvergleich hatten einen Tag vor Heiligabend die Aktien von Fluggesellschaften und Reiseveranstaltern die Nase vorn: Deren Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 legte um knapp zwei Prozent zu. Er profitierte von der Nachricht, dass nach 48 Stunden Grenzschliessung Lastwagen wieder von Grossbritannien nach Frankreich übersetzen dürfen. Voraussetzung ist allerdings, dass die Fahrer einen negativen Corona-Test vorlegen können.
Dahinter gewann der Index der Autobauer und -zulieferer rund anderthalb Prozent. Als Zugpferd erwiese sich das fast dreiprozentige Kursplus von Daimler . Laut dem «Handelsblatt» streben die Stuttgarter den Börsengang ihrer Lastwagensparte Ende 2021 oder – wahrscheinlicher – im Jahr 2022 an. Auch ein Teilverkauf an einen Finanzinvestor sei denkbar, hiess es unter Berufung auf Konzern- und Finanzkreise.
Schlusslicht in der Übersicht war dagegen der Index der Medizinunternehmen mit einem knappen Minus. Die Branche gilt als defensiv und spielt ihre Stärken eher in einem negativen Marktumfeld aus.(awp/mc/pg)