Paris / London – Die Erholung an Europas Börsen hat sich am Montag den vierten Handelstag in Folge fortgesetzt. Wie schon vor dem Wochenende sorgten Hoffnungen auf eine langsamere Straffung der US-Geldpolitik und eine in Kürze anstehende Lockerung der Corona-Lockdowns im chinesischen Shanghai für bessere Stimmung. Zugleich verlief der Handel recht impulsarm, da in den USA die Börsen wegen des Feiertags «Memorial Day» geschlossen blieben.
Der EuroStoxx50 ging im insgesamt freundlichen Marktumfeld mit einem Aufschlag von 0,86 Prozent auf 3841,62 Punkte auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen aus dem Tag. Im bisherigen Jahresverlauf steht allerdings immer noch ein Minus von etwas mehr als zehn Prozent zu Buche. Für den französischen Cac 40 ging es am Montag um 0,72 Prozent auf 6562,39 Zähler hoch. Der britische FTSE 100 stieg nur um 0,19 Prozent auf 7600,06 Punkte.
Im europäischen Branchenvergleich waren zu Wochenbeginn vor allem Technologieaktien gefragt: Der entsprechende Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 zog um 2,0 Prozent an und setzte damit den starken Erholungslauf der vergangenen Tage fort. Rückenwind kam von der US-Technologiebörse Nasdaq, wo die Kurse am Freitag noch stärker gestiegen waren als an der von Standardwerten dominierten New York Stock Exchange (Nyse).
Gefragt waren dank der Aussicht auf eine wieder anziehende Nachfrage im wichtigen chinesischen Markt Luxus- und Autoaktien. Der Autoindex gewann 1,0 Prozent. Im EuroStoxx50 zählten die Luxusgüterhersteller LVMH , Kering und Hermes mit Kursaufschlägen zwischen 2,6 und 3,9 Prozent zu den besten Werten. Im Stoxx 50 gewannen zudem die Papiere des schweizerischen Branchenvertreters Richemont 2,9 Prozent.
Stark gefragt waren erneut die Anteilscheine von Online-Apotheken. Die Aktien der DocMorris-Mutter Zur Rose stabilisierten mit plus 4,9 Prozent ihre Bodenbildung, und auch die Papiere des deutschen Konkurrenten Shop Apotheke zeigten sich stark. Beide Online-Apotheken stehen vor allem wegen der bevorstehenden deutschlandweiten Einführung des E-Rezepts im Fokus, die sich jedoch immer wieder verzögert hat.
Berenberg-Analyst Gerhard Orgonas hatte den Anlegern angesichts des fortschreitenden Probelaufs jüngst Hoffnung gemacht, dass die nächste Sitzung der Nationalen Agentur für Digitale Medizin (Gematik) Ende Mai für klarere Verhältnisse hinsichtlich des Zeitplans sorgen könnte. Die Entscheider träfen sich an diesem Montag, schrieb sein Kollege Alexander Thiel vom Analysehaus Jefferies. Am Abend dürften dann in den Medien erste Spekulationen auftauchen. Anleger sollten allerdings bis zur offiziellen Äusserung der Verantwortlichen warten, da es rund um das Thema auch immer wieder falsche Mutmassungen in der Presse gegeben habe.
Zu den wenigen Verlierern in Europa zählten derweil die europäischen Subindizes für die Telekommunikations- und die Versorgerbranche mit minus 0,6 Prozent beziehungsweise minus 0,4 Prozent. Beide Sektoren gelten als defensiv, sind also eher in einem schwachen Marktumfeld gefragt. (awp/mc/pg)
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