Paris / London – Am letzten Handelstag der Woche hat die Perspektive nicht weiter steigender Zinsen die europäischen Börsen noch einmal angetrieben. Der EuroStoxx 50 stieg am Freitag um 0,89 Prozent auf 4340,77 Zähler und erreichte den höchsten Stand seit Mitte August. Auf Wochensicht steht für den Leitindex der Aktienschwergewichte aus der Eurozone ein Plus von 3,4 Prozent zu Buche.
Am US-Anleihenmarkt fiel die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen auf den tiefsten Stand seit zwei Monaten. Ähnlich ist das Bild am Euro-Bondmarkt. Anleger schrauben also ihre Zinserwartungen zurück. Das trieb den französischen Cac 40 am Freitag um 0,91 Prozent auf 7233,91 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 legte mit 1,26 Prozent auf 7504,25 Punkte zu.
«Die Zinsfantasie dürfte die eher trüben wirtschaftlichen Aussichten kompensieren und die Anleger schon auf die Zeit nach der Rezession blicken lassen», schrieb Stratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets. Dies gelte um so mehr, als sich bei der Konjunktur eine Beruhigung abzeichnen könnte. «Sollten sich Frühindikatoren wie die Einkaufsmanagerindizes oder das Ifo-Geschäftsklima im November weiter stabilisiert haben, könnte in Sachen Konjunkturtrend der Boden erreicht sein», prognostizierte Stratege Robert Greil von der Privatbank Merck Finck mit Blick auf die Daten der kommenden Woche.
Die Zinshoffnungen spiegelten sich in der Branchenentwicklung wider. Zu den grössten Gewinnern zählten die Immobilientitel . Die Hoffnungen auf eine baldige wirtschaftliche Belebung trieb zudem die Sektoren Rohstoffe sowie Öl und Gas nach oben.
Die am Vortag abgestraften Titel aus der Luxusbranche erholten sich. Kering gewannen 1,3 und Richemont 2,4 Prozent. Bei den Versorgern legten Orsted nach einem optimistischen Kommentar der Citigroup zum dänischen Experten für Windenergie.
Im Technologiesektor stiegen AMS Osram um knapp ein Prozent. Das Unternehmen hatte eine Anleihe aufgrund hoher Nachfrage von zunächst angepeilten 800 Millionen Euro auf 1,0 Milliarden aufgestockt. Am Markt war von einem Zeichen des Vertrauens für die Umbaupläne der Gruppe die Rede.
Im ansonsten soliden Versicherungssektor gaben Generali um 0,6 Prozent nach. Die italienische Assekuranz hatte im dritten Quartal etwas unter dem Einfluss von Naturkatastrophen gelitten. (awp/mc/pg)