Paris / London – Europas Börsen haben am Mittwoch leichte Verluste verbucht. Die US-Inflationsdaten wiesen Licht und Schatten auf und bewegten letztlich kaum. Die Anleger warten nun auf die am Donnerstag anstehende Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie auf die der US-Notenbank Fed in der kommenden Woche. Wenig Einfluss auf den Handelsverlauf hatten ausserdem die Industrie-Daten aus der Eurozone und Grossbritannien sowie zum britischen Bruttoinlandsprodukt.
Der EuroStoxx 50 beendete den Tag mit einem Abschlag von 0,44 Prozent auf 4223,48 Punkte. Der französische Cac 40 verlor 0,42 Prozent auf 7222,57 Punkte. Der britische FTSE 100 hielt sich stabil mit minus 0,02 Prozent auf 7525,99 Punkte.
In den USA stieg die Inflation im August im Vergleich zum Vorjahr etwas deutlicher als erwartet, die von der Fed stärker beachtete Kerninflation aber ging zurück. Hier werden die stark schwankenden Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert. «Das ist im Endeffekt eine gute Nachricht für die Fed, und die Hoffnungen der Investoren auf eine Zinspause auf der Sitzung in der kommenden Woche erhielten damit neue Nahrung», interpretierte Marktanalyst Konstantin Oldenburger von CMC Markets die Verbraucherpreisentwicklung in der weltgrössten Volkswirtschaft.
Wie sich morgen dagegen die EZB entscheiden wird, darin ist man sich sowohl unter Fachleuten als auch an den Finanzmärkten alles andere als einig. Wird der Kampf gegen die Inflation mithilfe einer weiteren Anhebung der Leitzinsen fortgesetzt oder halten die Währungshüter erstmals seit Beginn der geldpolitischen Straffung im Sommer 2022 die Füsse still? Die Chancen stehen in etwa 50 zu 50, weshalb auf die Entscheidung am frühen Donnerstagnachmittag eine deutliche Marktreaktion folgen könnte.
Im europäischen Branchentableau gab es am Mittwoch fast nur Verlierer, auch wenn die Verluste recht moderat ausfielen. Am schwächsten zeigte sich der Einzelhandelssektor, der 0,9 Prozent einbüsste. Damit erholte er sich allerdings bis Handelsschluss ebenso wie die dort schwer gewichtete Aktie des Modeunternehmens Inditex. Diese beendete den Handel mit minus 0,5 Prozent, nachdem sie zeitweise nach der Veröffentlichung des Quartalsberichts um etwas mehr als vier Prozent abgesackt war.
Analysten sprachen von starken Zahlen des Mutterkonzerns von Zara, die besser ausfielen als erwartet. Die Anleger folgten offenbar dem bekannten Börsenmotto «Sell on good news» und verkauften nach den guten Neuigkeiten des Tages Anteile von Inditex angesichts der zuletzt starken Kursentwicklung der Aktie. Diese hatte am Dienstag den höchsten Stand seit Juni 2017 erreicht.
Der Index der Industrieunternehmen sank angesichts der schwachen Branchendaten aus der Eurozone um weitere 0,8 Prozent. Im Leitindex der Eurozone gaben Schneider Electric besonders deutlich um 2,1 Prozent nach, während Siemens 1,3 Prozent verloren. Aber auch ABB im SMI gaben deutlich um 2,3 Prozent nach.
Die zuletzt von Rekord zu Rekord eilenden Papiere von Novo Nordisk konnten nicht vom vollzogenen Aktiensplit profitieren. Letztlich stand bei dem Insulinhersteller ein Kursverlust von 1,1 Prozent zu Buche.
Im wenig bewegten Ölsektor zeigten sich BP mit minus 2,8 Prozent deutlich schwächer als andere Ölaktien, nachdem Bernard Looney wegen früherer Beziehungen zu Kollegen als Konzernchef mit sofortiger Wirkung zurückgetreten war. Übergangsweise übernimmt nun Finanzchef Murray Auchincloss den Vorstandsvorsitz.
Zu den wenigen Branchengewinnern zählten Banken, wobei die Kursaufschläge unter dem Strich moderat ausfielen. Sie setzten wegen möglicher weiterer Leitzinsanhebungen in der Eurozone ihre Erholung fort. (awp/mc/ps)
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