Paris / London / Zürich – Europas Aktienmärkte haben nach kleineren Berg- und Talfahrten am Montag moderat zugelegt. Die zunehmenden Spannungen in verschiedenen Regionen der Welt stimmten zugleich vorsichtig. Der jüngst, nach den angekündigten Konjunkturstimuli in China neu entfachte Optimismus hat damit wieder einen Dämpfer bekommen.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 schloss 0,30 Prozent höher auf 4.969,71 Punkten und baute seinen Gewinn vom Freitag nach dem starken US-Arbeitsmarktbericht damit leicht aus. Für den britischen FTSE 100 ging es um 0,28 Prozent auf 8.303,62 Zähler hoch. Der schweizerische SMI gewann 0,10 Prozent auf 12.008,70 Punkte.
Im europäischen Branchentableau zeigte sich der Banksektor am stärksten, gefolgt von Öl- und Gaswerten. Die Aussicht auf weniger schnell sinkende Zinsen in den USA half auch in Europa dem Finanzsektor. Die Ölpreise steigen unterdessen angesichts der Furcht vor einer weiteren Eskalation im Nahen Osten. Am schwächsten präsentierte sich der Immobiliensektor, denn er leidet mit am stärksten unter hohen Zinsen.
Die Anteilsscheine des Bergbauunternehmens Rio Tinto zogen wegen eines Übernahmevorhabens das Augenmerk auf sich. Sie schlossen allerdings branchenkonform fast unverändert. Rio hat dem Lithiumproduzenten Arcadium Lithium ein unverbindliches Übernahmeangebot unterbreitet, wie beide Unternehmen mitteilten. Finanzielle Details gab es keine. Ob es zu einer Übereinkunft kommt, ist noch unklar. Die in New York gelisteten Anteilsscheine von Arcadium sprangen unterdessen bereits um fast ein Drittel hoch. Laut RBC-Analyst Kaan Peker könnte Rio mit einer Übernahme operative Synergien heben und das Produktionswachstum steigern.
Für die Papiere von Richemont ging es an der SMI-Spitze um 2,0 Prozent nach oben. Nach langer Suche hat der Luxusgüterhersteller nun einen Käufer für das Online-Mode- und Accessoires-Geschäft Yoox Net-A-Porter (YNAP) gefunden. YNAP geht an die MYT Netherlands Parent B.V. (Mytheresa), an der Richemont künftig beteiligt sein wird.
Auch beim dänischen Windkraftunternehmen Orsted ging es an diesem Tag um Zu- und Verkauf, denn der norwegische Öl- und Gasproduzent Equinor ist mit einer Minderheitsbeteiligung eingestiegen. Jetzt ist er zweitgrösster Aktionär von Orsted. Equinor kaufte eigenen Angaben zufolge knapp 41,2 Millionen Aktien und damit etwas weniger als 10 Prozent. Grösster Aktionär ist der dänische Staat. Ende des Jahres hielt das Land nach Orsted-Angaben gut die Hälfte der Anteile. Nach Bekanntgabe der Neuigkeiten schlossen die Orsted-Papiere 6,0 Prozent höher.
Der Einstieg von Equinor drücke Vertrauen in die langfristigen Perspektiven im Bereich der Offshore-Windenergie aus, kommentierte Analystin Deepa Venkateswaran von Bernstein den Schritt. Es sei für die Norweger offenbar billiger, sich in ein anderes Unternehmen einzukaufen, als das Geschäft selbst aufzubauen. Den dafür von Equinor gezahlten Preis von etwa 2,5 Milliarden US-Dollar nannte sie attraktiv. (awp/mc/ps)