Paris / London – Die europäischen Börsen sind am Dienstag schon wieder stärker unter Druck geraten. Anhaltende Gewinnmitnahmen an den US-Börsen nach dem dort verlängerten Wochenende trübten auch hierzulande wieder das Bild. Anleger zogen nach dem soliden Wochenauftakt beim EuroStoxx erneut die Handbremse. Der Leitindex der Eurozone fiel am Ende um 1,41 Prozent auf 3267,37 Punkte.
Ähnlich sah es an den grossen Länderbörsen aus. Der Cac 40 in Paris sank um 1,59 Prozent auf 4973,52 Zähler. In London gab der FTSE 100 aber nur knapp um 0,12 Prozent auf 5930,30 Punkte nach. Dort stützte das sehr schwache britische Pfund, das den britischen Unternehmen die Exporte erleichtern kann. Am Devisenmarkt blickten Anleger mit Sorge auf die nächste Brexit-Verhandlungsrunde.
Vermehrt Sorgen macht den Anlegern allgemein der exorbitant gestiegene Wert, der Aktien zuletzt beigemessen wurde. «Die Bewertungen sind annähernd so ausgeprägt wie im Februar. Jedoch sind viele Sektoren weit davon entfernt, das Vorkrisenniveau zu erreichen», mahnte die Fondsgesellschaft Amundi in einer Einschätzung. Die Märkte preisten zusätzliche Stimuli wie die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffs bereits ein, was die Gefahr von Enttäuschungen erhöhe.
Unter den Einzelbranchen setzte sich die Korrektur der hoch bewerteten Technologiewerte fort. Bei den tonangebenden US-Branchentiteln ging es weiter bergab und so zerschlugen sich die Hoffnungen auf ein rasches Ende der Korrektur im Sektor. Unter anderem verloren die Aktien des Halbleiterausrüsters ASML 2,2 Prozent.
Unter Druck standen auch allgemein die Aktien aus den Sektoren Öl & Gas, Banken, Versorger sowie Touristik- und Luftverkehrsaktien. In letzterer Branche fielen die Papiere von Easyjet mit einem Abschlag von fast fünf Prozent negativ auf. Der britische Billigflieger fährt wegen der neuen Reisewarnungen und Quarantäneregeln für wichtige Urlaubsländer sein Flugangebot zurück.
Die einzige gesamteuropäische Gewinnerbranche waren am Ende die Automobilwerte, die als Ausnahme Rückenwind aus den USA verspürten. Der Einstieg von General Motors beim E-Nutzfahrzeugbauer Nikola sorgte dort für Branchenfantasie, die auch nach Europa überschwappte. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Autos & Parts legte um 0,4 Prozent zu.
In London fielen die Aktien von Royal Mail mit einem Kurssprung um 25 Prozent besonders positiv auf. Am Markt hiess es, dass hier ein verbesserter Ausblick den Kurs nach oben katapultierte. (awp/mc/ps)