Europa-Schluss: Hoffnung auf Zinsentspannung treibt die Kurse an
Paris / London – Der EuroStoxx 50 ist am Donnerstag nach der Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) und starken US-Konjunkturdaten auf den höchsten Stand seit 2007 geklettert. Aus dem Handel ging der Leitindex der Eurozone mit einem Gewinn von 2,33 Prozent auf 4447,44 Punkten.
Im Kampf gegen die nach wie vor hohe Inflation im Euroraum hatte die EZB die Zinsen zum neunten Mal in Folge erhöht. Der EZB-Rat beschloss eine Anhebung um weitere 0,25 Prozentpunkte. Dies wurde am Markt so erwartet.
«Mit dieser Zinserhöhung ist der Job der EZB erstmal getan», sagte Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. «Ab jetzt schliesst sich das Fenster für weitere Leitzinserhöhungen, denn die Inflation wird im Herbst deutlich sinken.» Kater mahnte aber, man sei jetzt in einem geldpolitischen Unschärfebereich, in dem man eine ganze Zeit abwarten müsse, ob die bisherige Dosis an Zinserhöhungen zur langfristigen Austreibung der Inflation ausreiche.
Für den französischen Cac 40 ging es am Donnerstag um 2,05 Prozent auf 7465,24 Punkte nach oben. Der britische FTSE 100 legte um 0,21 Prozent auf 7692,76 Punkte zu.
In den USA war am Vorabend die Leitzinsanhebung der Notenbank Fed ebenfalls wie erwartet ausgefallen. Laut Ökonomen könnte nun der Zinsgipfel erreicht sein.
Von den Zinshoffnungen profitierten die zinssensiblen Technologiewerte. In den USA sorgte ausserdem eine erfreuliche Geschäftsentwicklung des Facebook-Konzerns Meta für gute Laune, die sich auf den europäischen Technologiesektor übertrug.
Im EuroStoxx waren die Titel des Schwergewichts ASML mit plus 5,7 Prozent an der Spitze, dicht dahinter lagen mit plus 5,6 Prozent Infineon. Der südkoreanische Elektronikriese Samsung erwartet, dass sich die Halbleiter-Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte schrittweise erholen wird.
In Zürich gewannen Nestlé 2,6 Prozent. Der Lebensmittelkonzern war im ersten Halbjahr erneut deutlich gewachsen und hatte dabei von höheren Preisen profitiert. Holcim zogen um 3,5 Prozent an, nachdem der Baustoffkonzern seine Profitabilität deutlich gesteigert hatte.
Schwach waren Ölwerte. Shell verbuchten ein Minus von 1,4 Prozent. Der Konzern hatte im zweiten Quartal wegen der gesunkenen Gas- und Ölpreise deutlich weniger verdient als vor einem Jahr. (awp/mc/ps)