Europa-Verlauf: Zurückhaltung vor anstehender Rede des Fed-Präsidenten

Boerse

(Adobe Stock)

Paris / London – Die Anleger an den europäischen Börsen sind am Freitag vorsichtig gewesen. Vor neuen Aussagen zum geldpolitischen Kurs der USA traten die Märkte mehr oder weniger auf der Stelle. Der EuroStoxx 50 verlor nach zeitweisen Gewinnen am späten Vormittag 0,17 Prozent auf 3668,30 Punkte. Ähnlich entwickelte sich der französische Cac 40 , der um 0,3 Prozent auf 6362,60 Punkte nachgab, während der britische FTSE 100 7477,95 Punkten auf der Stelle trat.

Die Aufmerksamkeit ist ganz auf die Rede des Chefs der US-Notenbank am Nachmittag gerichtet. «Dass Jerome Powell an der straffen Geldpolitik inklusive weiterer Zinserhöhungen festhalten wird, ist klar», stellte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets fest. «Nur ist die Frage, um welchen Preis die Fed bei ihrer restriktiven Haltung bleibt. Muss sie eine Rezession herbeiführen, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen, oder bekommt sie eine sanfte Landung der US-Wirtschaft hin?»

Zu den Gewinnern gehörten die Bankaktien. «Der erwartete deutliche Anstieg der Zinssätze wird sich unserer Ansicht nach substantiell auf die Rentabilität des Bankensektors auswirken», so Niall Gallagher vom Vermögensverwalter GAM. «Ein Anstieg der kurzfristigen Zinssätze in der Eurozone um 200 Basispunkte könnte zu einem Anstieg der Rentabilität um etwa 50 Prozent führen.» Unter anderem zogen Societe Generale um mehr als ein Prozent an.

Auch Ölwerte tendierten etwas fester als der Gesamtmarkt. Die Ölpreise hatten zuletzt wieder zugelegt. Auf Wochensicht trieb die Aussicht auf eine mögliche Drosselung der Fördermenge durch den Ölverbund Opec+ die Notierungen am Ölmarkt insgesamt stark nach oben. «Wir erwarten, dass die Öl- und Gaspreise hoch bleiben, und die Energieunternehmen erhebliche Barmittel erwirtschaften», merkte Gallagher dazu an.

Den Pharmasektor stützten unterdessen die Gewinne von Sanofi und GSK . Die zuletzt arg gebeutelten geratenen Aktien der Pharmakonzerne profitierten von einem beruhigenden Analystenkommentar. Andrew Baum von der US-Bank Citigroup sieht einen positiven Kurstreiber durch eine Gerichtsentscheidung in den USA zum umstrittenen Medikament Zantac. Der Experte rechnet damit, dass ein möglicher Vergleich zur Beilegung der Gerichtsstreitigkeiten deutlich kleiner ausfallen könnte als zunächst befürchtet.

Im Technologiesektor sorgte unterdessen eine geplante Übernahme für Aufsehen. Ein Gebot für die britische Micro Focus liess die Aktie um 92 Prozent nach oben schnellen. Die kanadische OpenText bietet 532 Pence je Aktie für das Softwareunternehmen. Das Gebot beläuft sich auf insgesamt rund fünf Milliarden Pfund. (awp/mc/pg)

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