Europa-Schluss: Börsen schwächeln im Gegensatz zur Wall Street

Europa-Schluss: Börsen schwächeln im Gegensatz zur Wall Street

Paris / London – An den europäischen Börsen war am Donnerstag nach den jüngsten Kursgewinnen erst einmal die Luft raus. Mehr Spielraum für die US-Notenbank Fed bei ihrem Inflationsziel beflügelte eher in den USA die Kurse, in Europa verstärkten die Leitbörsen nach dieser Erkenntnis eher noch ihre Talfahrt. Der EuroStoxx fiel am Ende um 0,77 Prozent auf 3331,04 Punkte – und schloss damit fast auf Tagestief.

Experten zufolge können die europäischen Leitindizes bei den US-Börsen erneut nicht mithalten – auch wenn US-Notenbankpräsident Jerome Powell auf dem jährlichen Notenbankertreffen die jüngsten Spekulationen erfüllte, indem die Fed künftig mehr Flexibilität bei ihrem Inflationsziel bekommen soll. «Es gab in Europa keine positive Reaktion auf Powells Update, obwohl es den Anschein hat, als hätte die Fed die Tür für eine äusserst aggressive Geldpolitik weit offen gelassen», urteilte Marktexperte David Madden vom Broker CMC Markets.

Der französische Cac 40 sank am Donnerstag um 0,64 Prozent auf 5015,97 Punkte und der britische FTSE 100 verlor 0,75 Prozent auf 5999,99 Zähler.

In der Branchenbetrachtung ging es europaweit vor allem für die Werte aus den Sektoren Rohstoffe, Immobilien, Gesundheit, Versorger und Baumaterial nach unten. Deren Teilindizes im marktbreiten Stoxx Europe 600 Index verloren allesamt mehr als ein Prozent.

Dagegen war das Barometer der Reise- und Freizeitunternehmen mit etwa zwei Prozent Plus das grösste unter lediglich zwei Gewinnerbranchen. Hier wurde als Stütze darauf verwiesen, dass der US-Konzern Abbott von der US-Gesundheitsbehörde FDA eine Notfall-Zulassung für einen erschwinglichen Coronavirus-Schnelltest bekommen hat. In der Branche machte dies Hoffnung, dass Massentests möglich werden und das Geschäft wieder beleben können.

Nach oben ging es etwa für Fluggesellschaften nebst der Flugzeugindustrie, aber auch für die Papiere des Reisekonzerns Tui, die in London 3,4 Prozent gewannen. Im EuroStoxx setzte sich der Flugzeugbauer Airbus mit seinen 2,7 Prozent höheren Aktien an die Spitze vor den Papieren des Zulieferers Safran. Die Papiere des Anbieters von Reisebuchungs-Software Amadeus IT kletterten als Index-Dritter um fast ein Prozent.

Zudem sorgten einige Unternehmensnachrichten für Kursausschläge. Die Aktien von Rolls Royce sackten erst um sieben Prozent ab, nachdem der Triebwerksbauer für das erste Halbjahr einen Milliardenverlust berichtet hatte. Die Fantasie in der Reise- und damit auch der Luftfahrtbranche verhalf den Aktien aber letztlich noch mit 1,4 Prozent ins Plus.

Die Titel von Siemens Gamesa büssten derweil mehr als viereinhalb Prozent ein. Laut Aussagen auf einer Kapitalmarktveranstaltung traut sich der schwächelnde Windanlagenbauer zwar in den kommenden Jahren ein deutliches Wachstum zu. Einige Analysten sahen den kurzfristigen Ausblick des Nordex -Konkurrenten aber als Kursbelastung.

Bei WPP konnten sich die Aktionäre nach Halbjahreszahlen dagegen über einen Kursanstieg um 6,5 Prozent freuen. Der Werbekonzern habe besser als erwartet abgeschnitten, lobte Analystin Lisa Yang von der US-Investmentbank Goldman Sachs. (awp/mc/ps)

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