Experte sieht Ölpreis-Rally als Vorbote für hohe Inflation

Öl-Pipeline

Düsseldorf – Der rasante Anstieg der Ölpreise birgt nach Ansicht von Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die Gefahr einer deutlich höheren Inflation. «Wenn der Ölpreis auf 120 Dollar steigt, steht bei der Inflationsrate schnell eine drei vor dem Komma», sagte Krämer am Dienstag «Handelsblatt Online».

Aktuell notiert Nordsee-Öl der Marke Brent bei rund 106 Dollar, die US-Sorte WTI liegt bei 91 Dollar. Wegen steigender Rohstoffpreise war die Teuerung im Währungsraum zuletzt über die Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB) von knapp zwei Prozent gestiegen. Bisher ist Inflation laut Krämer kein grosses Thema, da wegen der zurückliegenden Wirtschaftskrise die Arbeitslosigkeit in den meisten Ländern mit Ausnahme von Deutschland extrem hoch sei. Dies bremse das Lohnwachstum. «Man sollte aber nicht den Fehler machen, den starken Anstieg der Ölpreise zu unterschätzen. Er ist ein klares Warnsignal und könnte Vorbote einer allgemeinen Vermögenspreisblase sein», so Krämer.

Zentralbanken in der Pflicht

Auch unabhängig von der Entwicklung am Ölmarkt rechnet Krämer mit einer anziehenden Teuerung: «Wenn die westlichen Volkswirtschaften die Krise in vielleicht zwei Jahren vollständig abgearbeitet haben, dürfte die Inflation steigen und eher zwischen drei und vier Prozent liegen als bei knapp zwei Prozent, wie es die EZB anstrebt.» Die Verantwortung dafür sieht er bei den Zentralbanken. Diese beschäftigten sich heute stärker als früher mit Konjunktursteuerung und seien zu nah an die Politik gerückt. «In Zukunft wird es für die EZB nun schwieriger, Begehrlichkeiten der europäischen Politik abzuwehren und die Inflation niedrig zu halten», glaubt Krämer. (awp/mc/ps)

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