Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat den Handel am Montag nach zunächst grösseren Verlusten kaum verändert abgeschlossen. Die Lage an den internationalen Börsen bleibt angesichts der kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine nach wie vor äusserst angespannt. So haben die Anleger zu Wochenbeginn die von der EU, den USA und auch von der Schweiz ergriffenen Sanktionen, die insbesondere auf das russische Finanzsystem abzielen, beschäftigt. Das belastete Finanzaktien, während defensive Werte dem Schweizer Markt Halt gaben. Die Nervosität an den Finanzmärkten sei spürbar, aber es gebe keine Panik, meinte ein Händler.
Der Westen hat gegen Russland schwerwiegende Sanktionen beschlossen, die vor allem auf das russische Finanzsystem und Personen im engsten Kreise des Präsidenten Wladimir Putin treffen. So wurden Vermögen eingefroren und grosse russische Banken vom weltweiten Zahlungsnetzwerk Swift ausgeschlossen. Zudem kann die russische Zentralbank de facto an westlichen Finanzmärkten nicht mehr handeln oder auf ihre im Ausland gebunkerten Reserven zugreifen. Sie hat umgehend gehandelt und die Leitzinsen drastisch angehoben. Wie es an der Börse weitergehe hänge davon ab, wie sich der Krieg gepaart mit den Atomarschlag-Drohungen weiterentwickle und wie stark die Sanktionen gegen Russland auf die Weltwirtschaft überschwappen, hiess es in einem Händlerkommentar.
Der SMI beendete den Handel am Montag kaum verändert auf 11’986,78 Punkten. Im frühen Geschäft war er noch unter 11’900 Punkten zurückgefallen. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, stand am Ende leicht mit 0,01 Prozent auf 1901,06 im Plus und der breite SPI gewann 0,11 Prozent auf 15’171,55 Zähler. Im SLI war das Verhältnis von Verlierer- und Gewinneraktien in etwa ausgeglichen.
Die Unsicherheiten im äusserst angespannten geopolitischen Umfeld zeigt sich nach wie vor am Volatilitätsbarometer VSMI, das sich weiter auf hohem Niveau bewegt. Zudem ziehen die Preise für Öl und Gas weiter an, während der als sicher geltende Schweizer Franken an Wert gewinnt.
Zu den grössten Verlierern zählten die Bankpapiere: Hierzulande büssten UBS (-2,8%) und Julius Bär (-2,6%), die auf ein starkes Vermögensverwaltungsgeschäft bauen und auch Kunden aus Osteuropa betreuen, deutlich an Wert ein. Dass Credit Suisse mit 1,1 Prozent nicht ganz so deutlich nachgaben, begründeten Händler mit Umschichtungen von der UBS hin zur CS. Einbussen verbuchten auch Versicherer wie die Swiss Life (-0,9%), die am morgigen Dienstag die Zahlen zum letzten Jahr vorlegen wird.
«Der Ausschluss russischer Banken aus dem Zahlungssystem Swift bleibt nicht ohne wirtschaftliche Folgen für den europäischen Bankensektor», erklärte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank. Zudem steige das Risiko einer Finanzkrise, da Zahlungssysteme mit Vergeltungsschlägen aus Russland zusammenbrechen, befürchtet ein Händler. Unklar bleibe auch, ob die US-Notenbank Fed angesichts der Krise mit der geplanten Straffung in der Geldpolitik allenfalls zuwartet.
Dem Schweizer Aktienmarkt gaben einmal mehr defensive Werte Halt: Während Novartis (-0,7%) Einbussen verzeichneten, konnten Roche (+0,1%) und vor allem Nestlé (+1,1%) zulegen. Noch deutlicher ging es mit den ebenfalls als defensiv eingestuften Aktien von Givaudan (+2,7%) nach oben, während Sonova (+3,3%), Schindler (PS: +2,5%) oder Kühne+Nagel (+2,2%) ebenfalls gut nachgefragt wurden. Schwach gingen nebst Banken auch Adecco (-2,5%) oder AMS-Osram (-1,8%) aus dem Handel.
Im breiten Markt ging es mit Stadler Rail (-8,2%) bergab. Der Krieg in der Ukraine führe beim Zugbauer zu bedeutenden operativen Risiken, zumal die Gruppe in Belarus seinen zweitgrössten Produktionsstandort habe, begründeten die Experten von Kepler Cheuvreux eine Abstufung der Papiere.
Grössere Abgaben verbuchten etwa auch die Aktien von Klingelnberg (-7,5%) oder jene des seit kurzem am neuen Sparks-Segment gelisteten Xlife (-3,2%), die gar unter ihren Referenzkurs zu ihrem Börsendebüt zurückgefallen sind. Stark nach oben ging es mit Meyer Burger (+14%). Händler begründeten dies mit Deckungskäufen aus dem Ausland. (awp/mc/pg)