Inflation im Euroraum legt zu – EZB unter Druck?

Inflation im Euroraum legt zu – EZB unter Druck?

Luxemburg – Im Euroraum hat sich der Preisauftrieb im Februar verstärkt. Wie das europäische Statistikamt Eurostat mitteilte, legte die Jahresrate zum Vormonat von 2,6 Prozent auf 2,7 Prozent zu. Damit hat sich die Teuerung wieder vom Zielwert der Europäischen Zentralbank (EZB) entfernt, die mittelfristig eine Rate von knapp zwei Prozent anpeilt. Seit Herbst 2011, als die Jahresinflation gar bei 3,0 Prozent gelegen hatte, ist sie allerdings leicht zurückgekommen. Dennoch sehen Experten die Möglichkeit, dass die EZB wegen des anhaltenden Inflationsdrucks unter Zugzwang geraten könnte.

Detaillierte Zahlen veröffentlichten die europäischen Statistiker am Donnerstag zwar nicht. Allerdings dürfte der jüngste Preisschub zu einem guten Teil auf höhere Energiepreise zurückgehen. So haben sich die Ölpreise seit Beginn des Jahres um mehr als zehn Prozent verteuert. Auch Bankvolkswirte verweisen auf die derzeit grosse Bedeutung der Ölpreise für die Inflationsentwicklung und die Geldpolitik.

Entwicklung setzt hoch-expansive Geldpolitik der EZB in ein ungutes Licht
«Stürzt der Ölpreis die EZB in ein Dilemma?», fragt Commerzbank-Experte Christoph Weil in einer Kurzstudie. Dass die Inflationsrate im Währungsraum nicht so stark sinkt wie von vielen Experten vor wenigen Monaten erwartet, dürfte der EZB kaum gefallen. Denn die Entwicklung setzt ihre hoch-expansive Geldpolitik in ein ungutes Licht und könnte weiteren Lockerungsschritten entgegenstehen. Analyst Christian Schulz von der Berenberg Bank spricht vor der nächsten EZB-Zinssitzung in der kommenden Woche von einem «unheilvollen Mix».

Streit um iranisches Atomprogramm
Ein wichtiger Grund für die seit Wochen steigenden Ölpreise ist der Streit um das iranische Atomprogramm. Der Westen wirft Iran vor, seine atomare Forschung auch für militärische Zwecke nutzen zu wollen. Der Iran – seinerseits zweitgrösster Ölproduzent innerhalb der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) – besteht hingegen auf die Fortführung des Programms und gibt sich wenig kooperationsbereit.

Kerninflation ohne schwankungsanfällige Komponenten bei 1,5 %
Commerzbank-Experte Weil hält es dennoch für verfrüht, vor grösseren Inflationsrisiken zu warnen. Grund: Die Kerninflation ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrung liegt im Euroruam mit 1,5 Prozent deutlich unter der Gesamtteuerung. «Vor diesem Hintergrund ist auch die Gefahr gering, dass die Arbeitnehmer bei den kommenden Tarifverhandlungen einen Ausgleich für den höheren Kaufkraftverlust durchsetzen und damit eine Lohn-Preis-Spirale in Gang gesetzt wird.» (awp/mc/pg)

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