IPO: Chiphersteller Freescale verschleudert Aktien

Richard Beyer

Freescale-CEO Richard Beyer.

Austin – Während die Investoren auf Internetfirmen wie das Online-Netzwerk LinkedIn oder die russische Suchmaschine Yandex fliegen, lässt sie der US-Chiphersteller Freescale kalt. Um die Aktien beim Gang aufs Börsenparkett überhaupt loszuwerden, mussten die hinter Freescale stehenden Finanzinvestoren einen kräftigen Rabatt gewähren.

Sie verschleuderten die Papiere zum Stückpreis von 18 Dollar – das ist gerade mal die Hälfte dessen, was sie vor Jahren selbst bezahlt hatten. Die Aktien von Freescale starteten am Donnerstag immerhin mit einem Plus an der New Yorker Börse; im frühen Handel kletterten sie um 6 Prozent auf gut 19 Dollar. Freescale hat mit dem Börsengang 783 Millionen Dollar erlöst. Ursprünglich hatte das Unternehmen mit bis zu 1,15 Milliarden Dollar gerechnet. Doch die Investoren waren nicht bereit, einen derart hohen Preis für den Hersteller von Chips für Autos, Industrie, Kommunikationstechnik und Verbraucherelektronik zu zahlen. Freescale musste den Ausgabekurs senken.

Krasser Gegensatz zu IPO der Konkurrenz
Der lahme Start ins neue Börsenleben steht im krassen Gegensatz zu LinkedIn oder Yandex. Die Aktien beider Internetfirmen waren jüngst nach dem Gang aufs Parkett durch die Decke geschossen. Einige Experten fürchten sogar schon wieder eine neue Internetblase. Der ultimative Börsengang steht mit dem weltgrössten Online-Netzwerk Facebook aber erst noch bevor – mittlerweile wird ein Unternehmenswert von unglaublichen 80 Milliarden Dollar kolportiert. Auch der Schnäppchen-Website Groupon und dem Online-Spieleentwickler Zynga wird ein gigantischer Wert beigemessen.

Nur wenig Interesse geweckt
Freescale dagegen weckte nur wenig Interesse, dabei hat das Unternehmen eine lange Geschichte. Einst gehörte der Halbleiter-Hersteller zu Motorola, bis er 2004 abgespalten wurde. 2006 ging Freescale an Finanzinvestoren. Sie bürdeten dem Unternehmen – wie bei solchen Deals üblich – den Grossteil des Kaufpreises von 17,6 Milliarden Dollar als Schulden auf. Für zusätzliche Probleme sorgten die Flaute beim wichtigen Kunden Motorola und die Wirtschaftskrise. Zuletzt vermeldete Freescale zwar wieder steigende Umsätze, doch schreibt die Firma immer noch rote Zahlen. (awp/mc/ss)

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