Fahrzeugproduktion bei Toyota.
Tokio – Ein überraschend starker Einbruch der japanischen Industrieproduktion hat den Druck für weitere Konjunkturmassnahmen in der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt erhöht. An den asiatischen Börsen spekulierten Anleger auf eine weitere Lockerung der Geldpolitik. Im November fiel die Produktion in den Industriebetrieben laut Regierungsangaben vom Freitag um 1,7 Prozent zurück. Ein Rückgang der Verbraucherpreise verstärkte ebenfalls die Spekulationen zu Massnahmen der japanischen Notenbank, während ein Rückgang der Arbeitslosenquote am Markt nur wenig beachtet wurde.
Für den neuen japanischen Regierungschef Shinzo Abe hat die Ankurbelung der Wirtschaft und die Bekämpfung der Deflation ohnehin oberste Priorität. Bereits im Januar will er nach Medienberichten ein Konjunkturpaket in Höhe von 10 Billionen Yen (88 Milliarden Euro) auflegen.
Die Zeit drängt
Die Zeit drängt: Der Rückgang der Industrieproduktion fiel im November deutlich stärker aus als erwartet. Volkswirte hatten nur mit einen Rückgang um 0,5 Prozent gerechnet. Auch im Jahresvergleich meldete die Regierung für November einen überraschend starken Einbruch von 5,8 Prozent. Im Oktober war die Industrieproduktion hingegen noch um 1,6 Prozent zum Vormonat gestiegen.
Der Trend bei der japanischen Industrieproduktion zeigt nach unten: In den vergangenen acht Monaten war der Ausstoss in sechs Monaten rückläufig. Unter anderem macht die schwache Weltwirtschaft der stark vom Export abhängigen Industrie zu schaffen. Die Daten dürften den Druck auf die Regierung in Tokio für mehr Wirtschaftsförderung und auf die japanische Notenbank für eine noch expansivere Geldpolitik erhöhen.
Eine positive Entwicklung gab es hingegen auf dem japanischen Arbeitsmarkt. Im November sank die Arbeitslosenquote nach Regierungsangaben leicht von 4,2 Prozent im Vormonat auf 4,1 Prozent. Volkswirte hatten zuvor einen unveränderten Wert erwartet. Eine Quote von knapp über vier Prozent gilt für japanische Verhältnisse aber immer noch als vergleichsweise hoch.
Preise sinken wie erwartet
Dagegen gingen die Verbraucherpreise im November wie erwartet zurück. Die Preise seien um 0,2 Prozent zum Vorjahr gesunken, teilte die Regierung mit. Dies war der sechste Rückgang in Folge. Volkswirte hatten mit dieser Entwicklung gerechnet. Im Vormonat waren die Preise um 0,4 Prozent zurückgegangen. Der Kernindex (ohne frische Nahrungsmittel, aber mit Energie) ging laut Regierung im Jahresvergleich um 0,1 Prozent zurück.
In der Hauptstadt Tokio, wo die Verbraucherpreise einen Monat früher veröffentlicht werden, fiel der Kernindex im Dezember um 0,6 Prozent. Im Vormonat hatte der Rückgang bei 0,5 Prozent gelegen. Experten hatten erneut ein Minus von 0,5 Prozent erwartet. Die Preisentwicklung in der Metropole gilt als Indikator für die landesweite Teuerung.
Kursgewinne an asiatischen Börsen
An der Börsen spekulierten Anleger auf weitere Konjunkturmassnahmen. Der japanische Leitindex Nikkei 225 am letzten Handelstag des Jahres um 0,70 Prozent auf 10.395,18 Punkte – dem höchsten Stand seit März 2011. Die schwache Industrieproduktion erhöhe den Druck auf die Notenbank des Landes, die Wirtschaft weiter zu stimulieren, sagte Marktstratege Stan Shamu vom Broker IG. Angesichts der nach wie vor herrschenden Deflation und des von der neuen Regierung gesetzten Inflationszieles gebe bei der japanischen Geldpolitik ausreichend Spielraum. (awp/mc/ps)