Japans Premierminister Yoshihiko Noda.
Tokio – Die japanische Wirtschaft kämpft eineinhalb Jahre nach der Tsunami-Katastrophe wieder gegen eine Rezession. Angesichts drastischer Exportrückgänge in Folge der konjunkturellen Abkühlung in China, Europa und anderen Ländern schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt zwischen Juli und September um eine hochgerechnete Jahresrate von 3,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorquartal verringerte sich die Wirtschaftsleistung der drittgrössten Volkswirtschaft der Welt um real 0,9 Prozent, wie die Regierung am Montag auf vorläufiger Basis mitteilte.
Japans Regierungschef Yoshihiko Noda sprach von einer «ernsten» Lage. «Wir können die Möglichkeit nicht ausschliessen, dass die japanische Wirtschaft in eine Rezessionsphase eingetreten ist», erklärte Wirtschaftsminister Seiji Maehara. Während die Regierung angesichts möglicherweise bald bevorstehender Neuwahlen ein weiteres Konjunkturpaket plant, sicherte die Zentralbank des Landes zu, an ihrer extrem lockeren Geldpolitik vorerst festhalten zu wollen.
Exporte brechen um fünf Prozent ein
Die globale Abkühlung drosselte die Exporte, die weiter ein wichtiger Antriebsmotor der japanischen Wirtschaft sind: Sie brachen um fünf Prozent ein, der schärfste Rückgang seit fünf Quartalen. Die Investitionen der Firmen in Ausrüstungen und Anlagen sanken um 3,2 Prozent. Sie reagierten damit vor allem auf die gesunkene Nachfrage aus China und Europa. Die Verbraucherausgaben, die rund 60 Prozent zur Wirtschaftsleistung beitragen, gaben zudem um 0,5 Prozent nach.
Dabei hatte es zu Beginn des Jahres noch hoffnungsvoll ausgesehen: Zwischen Januar und März war Japans Wirtschaft noch mit einer Jahresrate von 5,3 Prozent gewachsen, ein Zeichen dafür, dass die Folgen der verheerenden Tsunami-Katastrophe vom März vergangenen Jahres überwunden wurden. Doch im folgenden Quartal legte das Bruttoinlandsprodukt dann nur noch um magere 0,3 Prozent zu.
Nikkei gibt deutlich nach
Viele Ökonomen hatten indes für das Sommerquartal mit einem noch stärkeren Rückgang gerechnet. Die Börsianer zeigten sich dennoch enttäuscht: Der Nikkei-Index für 225 führende Werte gab auch angesichts des weiter starken Yen deutlich um 0,93 Prozent auf 8676,44 Punkte nach.
Neben der globalen Flaute macht Japan vor allem der starke Yen und die Deflation mit andauernd fallenden Preisen zu schaffen. Ökonomen rechnen damit, dass Japans Wirtschaft auch im laufenden vierten Quartal schrumpft, wenn auch nur leicht um 0,1 Prozent. (awp/mc/upd/ps)