Zürich – Angeführt von den schwergewichtigen Pharmawerten verbucht die Schweizer Börse am Mittwoch deutliche Kursgewinne. Obwohl der Ausgang der mit Spannung erwarteten US-Präsidentenwahl nach wie vor offen und die an den Finanzmärkten erwartete «blaue Welle» ausgeblieben ist, griffen die Anleger kräftig zu. Dabei dürfte ein klares Ergebnis noch etwas auf sich warten lassen. Zudem hatte der noch amtierende Präsident Donald Trump den Sieg bereits für sich reklamiert und damit die allgemeine Verunsicherung noch weiter angeheizt.
Doch es scheint, als ob sich die Börsen nach vorne orientierten und bereits auf das von beiden Kandidaten in Aussicht gestellte massive Infrastrukturprogramm wetteten. Zudem könnte es zu einer ähnlichen Entwicklung an den Börsen kommen wie vor vier Jahren, als nach dem Sieg Donald Trumps an den Märkten neue Rekorde geschrieben wurden, hiess es. Kein Wunder legten die Märkte nach Markteröffnung in den USA noch einen Zacken zu. Die Börsen dürften aber, bis der Wahlsieger ermittelt ist, sehr volatil bleiben, hiess es weiter.
Der SMI schloss um 2,83 Prozent höher auf 10’286,79 Punkten und verbuchte damit einen der besten Tage des Jahres 2020. Der 30 Werte zählende SLI, in dem die Gewichtung der einzelnen Titel stärker begrenzt ist, stieg um 2,36 Prozent auf 1’580,06 und der umfassende SPI 2,69 Prozent auf 12’801,26 Zähler. 26 der 30 SLI-Werte zogen an, drei gaben nach und Credit Suisse schlossen nach einem weitgehend schwachen Verlauf unverändert.
Getragen wurde der Anstieg vor allem von den beiden Pharma-Schwergewichten Novartis (+3,6%) und Roche (+5,4%). Damit erhöhte sich die Marktkapitalisierung des «Bon Roche» alleine um insgesamt rund 12 Milliarden Franken. Die Branche profitierte laut Händlern einerseits von der Unsicherheit wegen des unklaren Wahlausgangs und von den gestiegenen Chancen Donald Trumps. Denn Republikaner gelten als «besser für das Geschäft von Big Pharma». Zudem lösten grössere Marktteilnehmer Absicherungspositionen auf, die sie über den SMI-Future eingegangen seien, was eine grosse Nachfrage nach Novartis und Roche ausgelöst habe, sagte ein Händler.
Neben Novartis und Roche waren aber auch Alcon (+3,5%) , Lonza (5,8%), Sonova (+2,8%) und Straumann (+2,2%) sehr gesucht. Die Präferenz von Gesundheitswerten setzte sich auch im breiten Markt durch, wo Titel wie Vifor Pharma (+5,9%), Idorsia (+4,4%), Galenica (+3,3%), Basilea (+2,9%) oder auch Ypsomed (+3,7%) zu den Gewinnern zählten.
Bei den konsumnahen Werten unter den Blue Chips waren zudem Givaudan (+3,3%) oder auch Nestlé (+1,9%) gefragt.
Die Aktien von AMS (+3,5%) gewannen im Fahrwasser der US-Techgiganten zunehmend Fahrt.
Dagegen hinkten Finanzwerte – bis auf den Versicherer Swiss Life (+3,1%) der mit dem Zwischenbericht und der geplanten Wiederaufnahme des Aktienrückkaufs punkten konnte – den anderen Werten an der Börse hinterher.
Mit dem unsicheren Wahlausgang gingen «einige Zinserhöhungs-Erwartungen» am Markt zurück, sagte SafraSarasin-Chefökonom Karsten Junius. Dies sei eine Belastung für zyklische Sektoren und Banken. Zudem trieb die Unsicherheit die Anleger vermehrt in die als sicher geltenden Anleihen, was den Trend zu sinkenden Renditen verstärkte.
Die Banken CS (unv.) und UBS (-0,6%) grenzten allerdings ihre frühen Einbussen deutlich ein. Die stark zyklischen Adecco (-0,9%) und LafargeHolcim (-0,4%) büssten ebenfalls Terrain ein. Finanzen und Zykliker waren allerdings zuletzt auch stark gestiegen.
Im breiten Markt reihten sich Vontobel (+4,8%) bei den Gewinnern ein. Die Bank hatte am Morgen Angaben zum Geschäftsverlauf in den ersten neun Monaten gemacht und dabei vor allem mit einem starken Neugeldzufluss überrascht, der auch die firmeneigenen Zielen übertroffen hatte.
Auch Burckhardt Compression rückten nach Zahlen 3,91 Prozent vor. Daetwyler (+5,3%) verhalf ein Analystenkommentar zu einem satten Kursplus.
Auf den Aktien von Zulieferern der Industrie für Alternativenergie wie Meyer Burger (-2,5%) und Gurit (-1,3%) lasteten laut Händlern schwindende Hoffnungen auf einen Sieg der US-Demokraten. Denn diese wollten mit einem «green new deal» die Branche fördern. (awp/mc/ps)