Novartis-Aktie verliert nach US-Restrukturierung
Zürich – Die Aktien des Pharma-Konzerns Novartis verlieren am Freitagmittag im mit Verspätung aufgenommenen Handel an der SIX Swiss Exchange in einem leicht festeren Gesamtmarkt. Die Verkleinerung der Allgemeinmedizin-Vertriebsorganisation in den USA sei im Hinblick auf den Patentablauf des Blutdruck-Senkers Diovan in den USA zwar erwartet worden, komme nun aber mit dem Studienversagen des Nachfolgers Rasilez/Tekturna etwas früher und falle umfassender aus, hiess es unter Marktbeobachtern. Die Massnahme führt gemäss der Einschätzung von Analysten zu einer Margenverbesserung im Pharmageschäft infolge einer zunehmenden Spezialisierung.
Bis um 12.15 Uhr verliert die Novartis-Aktie um 1,2% auf 52,70 CHF. Der Leitindex SMI steigt um 0,3%.
Der Plan zum Abbau der General-Practice-Verkaufsorganisation sei im Hinblick auf den Patentablauf von Diovan in den USA im September 2012 schon ausgearbeitet gewesen, kommentiert denn auch die Bank Vontobel. Das Versagen von Tekturna habe aber eine Neubeurteilung der Lage notwendig gemacht. Insofern sei der Schritt vorgezogen worden. Die ausgewiesenen Kern-Ergebnisse dürften durch die Massnahmen jedoch nicht beeinflusst werden, da alle Belastungen ausserordentlicher Natur seien, so der Kommentar weiter. Für 2011 beziffert die Bank Vontobel entsprechend die Auswirkungen auf den Kerngewinn je Aktie mit Null, für 2012 wird indessen ein positiver Effekt auf den Kerngewinn je Aktie von 0,5% prognostiziert. Die Bank Vontobel bestätigt in der Folge ihre Einstufung der Novartis-Aktie mit «Hold» (Kursziel: 52,00 CHF).
Restrukturierung dürfte sich bereits 2013 auszahlen
Die Umstrukturierung des USA-Geschäfts wurde aufgrund des Patentauslaufs von Diovan zwar erwartet, heisst es auch bei den Spezialisten der St. Galler Privatbank Wegelin. Die Ankündigung über Belastungen von über 1 Mrd USD und die Reduktion der Einschätzung des Potenzials des Diovan-Nachfolgeproduktes Rasilez/Tekturna könnte heute dennoch für etwas Nervosität und Enttäuschung bei den Anlegern sorgen, heisst es weiter. Allerdings gelte es zu beachten, dass sich die angekündigte Restrukturierung in den USA bereits ab 2013 auszahlen sollte. Die Wertberichtigung des Produkteportfolios über 900 Mio USD sollte zudem nicht überbewertet werden, da 800 Mio nicht cash-wirksam seien.
Einfluss auf erwartete Dividendenzahlung beschränkt
Damit dürfte auch ein möglicher negativer Einfluss auf die erwartete Dividendenzahlung für 2011 von 2,40 CHF je Aktie beschränkt sein, so die Wegelin-Experten weiter. Hier wäre eine Bestätigung von Novartis wünschenswert, sei doch gerade die ansprechende Dividendenrendite von 4,1% eines der Hauptargumente für die Aktie. Die bereits mehrfach aufgelisteten Pro-Argumente für die Novartis-Papiere dürften auch weiterhin ihre Gültigkeit haben, wodurch zu erwartende Kursrücksetzer zum Positionsaufbau genutzt werden könnten, heisst es weiter.
«Massnahmen insgesamt vernünftig»
Die beschleunigte Umsetzung der notwendigen Restrukturierungsmassnahmen werde dazu beitragen, die Margen von Novartis zu erhöhen und den Konzern als mehr spezialisiertes Pharma-Unternehmen zu positionieren, kommentieren sowohl die WestLB als auch Helvea. Insgesamt seien die Massnahmen von Novartis vernünftig und auch vor dem Hintergrund der Veränderungen in den Vergütungsregelungen für Medikamente zu sehen, so die WestLB. Die WestLB bewertet die Novartis-Aktie unverändert mit «Buy» (Kursziel: 68,00 CHF).
Nachhaltige Pharma-Margen
Helvea führt weiter an, dass die Massnahme zusammen mit einem Produktmix in Richtung Spezialitäten das Vertrauen der Anleger stärken sollte, dass die Pharma-Margen nachhaltig sind trotz der Einflüsse durch den Patentablauf von Diovan. Dabei wird auf die Performance von Gilenya zur Therapie von Multipler Sklerose und von Afinitor in der Krebsbekämpfung hingewiesen. Das künftige Potenzial von Rasilez/Tekturna verdiene keine bedeutenden Investitionen mehr, heisst es weiter. Helvea bewertet die Novartis-Aktie mit «Buy» (Kursziel: 72,00 CHF). (awp/mc/ps)