Ölpreise auf Talfahrt: Brent erreicht Jahrestief
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New York – Am Ölmarkt hat sich die Talfahrt am Dienstag massiv verschärft. Am späten Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 104,62 US-Dollar. Das waren 2,36 Dollar weniger als am Montag und der tiefste Stand seit November vergangenen Jahres. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte WTI fiel erstmals seit Anfang Juni wieder unter die Marke von 100 Dollar und verbilligte sich um 1,89 Dollar auf 99,08 Dollar.
Während die Talfahrt der Ölpreise Fahrt aufnimmt, bleiben die Gründe für den Preisdruck nach Einschätzung von Experten seit Tagen unverändert. Nach wie vor wird die Aussicht auf eine deutliche Steigerung des Ölangebots aus dem wichtigen Förderland Libyen als eine der Hauptursachen genannt. «Aktuell liegt die libysche Ölproduktion bereits bei knapp 500 000 Barrel pro Tag, nach 200 000 bis 300 000 Barrel pro Tag in den letzten Monaten», hiess es in einer Einschätzung der Commerzbank.
Opec-Ölexporte nicht beeinträchtigt
Ausserdem sehen Experten keine Gefahr, dass die Ölexporte des Opec-Landes Irak durch die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und einer radikal-islamistischen Miliz nennenswert beeinträchtigt werden könnten. Die Sorge vor einer Ausweitung der Kämpfe auf den ölreichen Süden des Iraks hatte die Ölpreise in den Wochen zuvor steigen lassen.
Am Morgen hatten sich die Ölpreise noch kaum verändert gezeigt. Rohstoffexperten der Commerzbank waren davon ausgegangen, dass «die Ölpreise scheinbar einen Boden finden». Am späten Vormittag sorgten dann aber unerwartet schwache Konjunkturdaten aus Deutschland für einen ersten Dämpfer. Die Aussichten für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland hatten sich weiter eingetrübt. Mittlerweile schliessen Volkswirte bei der Konjunkturlokomotive der Eurozone einen Rückgang der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal nicht mehr aus.
Auch Opec-Rohöl billiger
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ging zuletzt ebenfalls zurück. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel am Montag im Durchschnitt 104,14 Dollar. Das waren 73 Cent weniger als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells. (awp/mc/pg)