Ölpreise rutschen weiter ab – Nachfragesorgen und hohes Angebot
New York / London – Die Ölpreise haben am Freitag an die jüngsten Verluste angeknüpft und sind nach einem verhaltenen Start erneut abgesackt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 87,30 US-Dollar. Das waren 2,48 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,36 Dollar auf 79,30 Dollar. Die Preise für beide Ölsorten rutschten damit auf das Niveau von Anfang Oktober ab.
Am Donnerstag war die Notierung für Rohöl aus der Nordsee bereits deutlich gefallen und erstmals seit Oktober unter die Marke von 90 Dollar gerutscht. Ein starker Dollar, Rezessionsgefahren in den USA und steigende Corona-Fälle in China hatten die Ölpreise in der Spitze mehr als 3 Dollar nach unten gedrückt.
Diese steuern auf die zweite Handelswoche in Folge mit Verlusten zu. Seit Beginn der Woche hat Brent-Öl fast neun Prozent verloren. Generell belastet nach Einschätzung von Marktbeobachtern zum einen die Sorge, dass die schnellen Zinserhöhungen führender Notenbanken im Kampf gegen die hohe Inflation die Weltwirtschaft zu stark abwürgen könnten, was einen Rückgang der Nachfrage nach Rohöl zur Folge hätte.
Der Terminmarkt zeigt zum anderen, dass es aktuell zum ersten Mal in diesem Jahr bei der Sorte WTI ein Überangebot gibt. So sind derzeit die Preise für künftige Öllieferungen höher als für aktuelle Lieferungen. Für die Akteure am Markt lohnt es sich damit, Rohöl erst einmal zu lagern und erst später zu verkaufen. Die aktuelle Lage am Erdölmarkt («Contango») ist damit insgesamt gekennzeichnet durch ein zu hohes Angebot bei tendenziell fallender Nachfrage.
Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank dürfte sich das Interesse der Investoren am Ölmarkt in den nächsten Wochen auf die Fördermenge des Ölverbunds Opec+ richten. «Es bleibt abzuwarten, wie stark die tägliche Förderung tatsächlich zurückgeht, nachdem offiziell eine Kürzung um zwei Millionen Barrel angekündigt wurde», hiess es in einer Analyse. Zudem sei unklar, was das näher rückende EU-Embargo für die russische Ölförderung bedeute. (awp/mc/pg)