New York / London – Die Ölpreise sind am Dienstag nur zeitweise von der Einigung im jahrelangen Atomstreit zwischen den Weltmächten und dem Iran belastet worden. Gegen Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August 58,17 US-Dollar. Das waren 32 Cent mehr als am Montag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 61 Cent auf 52,81 Dollar.
Die Einigung der UN-Vetomächte und Deutschland einerseits sowie Iran andererseits auf eine Übereinkunft zur Begrenzung des iranischen Atomprogramms hatte den Ölmarkt zeitweise spürbar belastet. Grund war die Aussicht auf eine Aufhebung der Sanktionen gegenüber Iran, die auch die Ölausfuhren des Landes betreffen. Diese waren seit Jahren etwa halb so hoch wie vor den Strafmassnahmen.
Iran-Sanktionen bleiben vorerst in Kraft
Allerdings gilt es als unwahrscheinlich, dass Iran seine Ölausfuhren schnell erhöhen kann. Zum einen sollen die Sanktionen ohnehin zunächst in Kraft bleiben. Eine Lockerung soll erst im Dezember geprüft werden, wie Diplomaten berichteten. Zum anderen halten es Fachleute für unwahrscheinlich, dass Iran seine Ölausfuhren rasch auf Normalniveau ausweiten kann. Die Experten der Unicredit rechnen frühestens im zweiten Halbjahr 2016 mit einer vollständigen Rückkehrer Irans an den Ölmarkt.
Dennoch steuert das Rohölkartell Opec auf mittlere Sicht auf das Problem eines noch höheren Angebots zu. Schon jetzt produzieren die zwölf Opec-Staaten deutlich mehr Öl als täglich nachgefragt wird. Kommt zusätzliches Öl aus Iran auf den Weltmarkt, droht sich das überschüssige Angebot auszuweiten. «Gelingt es der Opec nicht, dieses zusätzliche Angebot durch anderweitige Kürzungen auszugleichen, bleibt das Überangebot am globalen Ölmarkt auch im kommenden Jahr bestehen», hiess es in einem Marktkommentar der Commerzbank.
Opec-Öl günstiger
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) fiel zurück. Das Opec-Sekretariat meldete am Dienstag, dass der Korbpreis der Ölsorten des Kartells am Montag bei 55,28 US-Dollar pro Barrel (159 Liter) gelegen habe. Das waren 71 Cent weniger als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der zwölf wichtigsten Sorten des Kartells. (awp/mc/upd/ps)