New York / London – Die Ölpreise sind am Dienstag deutlich gefallen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 105,95 US-Dollar. Das waren 1,68 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 1,85 Dollar auf 103,34 Dollar.
Bei dem geplanten Öl-Embargo der Europäischen Union gegen Russland zeichnet sich kein gemeinsames Vorgehen aller EU-Staaten ab. Nach Ungarn machte auch die Slowakei am Dienstag klar, dass das Land nicht bereit sei für einen raschen Lieferstopp und vorerst nicht auf russisches Öl verzichten könne. Es ist möglich, dass beide Länder eine Ausnahmeregelung mit einer längeren Übergangsfrist bekommen. Zuletzt wurde erwartet, dass die EU-Kommission noch am Dienstag, spätestens aber am Mittwoch ihren Vorschlag für ein neues Paket mit Russland-Sanktionen präsentiert.
Seit einigen Tagen schwanken die Rohölpreise teils deutlich und tun sich schwer, eine klare Richtung einzuschlagen. Marktbeobachter verweisen als Begründung auf gegenläufige Kräfte, die die Preise in Schach hielten. So herrscht auf der Angebotsseite Knappheit vor, da Russland seit seinem Angriff auf die Ukraine scharfen Sanktionen unterliegt und deshalb Probleme hat, Abnehmer für sein Erdöl zu finden. Das spricht für hohe und eher steigende Ölpreise.
Auf der Nachfrageseite bestehen jedoch Sorgen, dass die rigorose Corona-Politik Chinas die dortige Rohöl- und Benzinnachfrage abwürgen könnte. Dies stellt eine herbe Belastung für den Ölmarkt dar. China ist als zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt auch eines der grössten Ölverbrauchsländer. Die Volksrepublik verfolgt eine scharfe Corona-Bekämpfung mit strikten Ausgangssperren. Auch Wirtschaftsmetropolen mit vielen Millionen Einwohnern sind betroffen. (awp/mc/ps)