New York / London – Die Ölpreise haben am Freitag merklich nachgegeben. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 120,95 US-Dollar. Das waren 2,18 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 2,05 Dollar auf 119,44 Dollar.
Das deutlich gesunken US-Verbrauchervertrauen belastete die Ölpreise. Das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima sank auf ein Rekordtief. Vor allem die hohe Inflation belaste die Erwartungen der Verbraucher, kommentierte Joanne Hsu, Leiterin der Umfrage. Eine trübe Stimmung der Verbraucher würde auch die Nachfrage nach Rohöl dämpfen.
Nach neuen US-Inflationsdaten hat sich zudem die Stimmung an den Finanzmärkten weiter eingetrübt. Die Teuerung in der weltgrössten Volkswirtschaft kletterte im Mai auf den höchsten Stand seit mehr als 40 Jahren. Dies spricht für weitere deutliche Leitzinserhöhungen in den USA. Dies dürfte aber auch die Konjunktur belasten und damit auch die Nachfrage nach Rohöl dämpfen.
Wichtig für die Entwicklung der Rohölpreise ist derzeit die Corona-Lage in China. Gibt es von dort positive Nachrichten, sorgt das am Ölmarkt für Aufschwung – und umgekehrt. Hintergrund ist die strenge Corona-Politik der chinesischen Führung, die gegen das Virus mit Ausgangssperren vorgeht, die die Konjunktur belasten und den Energieverbrauch dämpfen. Zuletzt hat sich die Lage in der Metropole Schanghai wieder eingetrübt.
Insgesamt bewegen sich die Erdölpreise auf hohem Niveau. Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat für ein äusserst knappes Ölangebot gesorgt, da russische Anbieter wegen Sanktionen des Westens Probleme haben, Abnehmer für ihr Erdöl zu finden. Das Ölkartell Opec+, dem Russland angehört, tut sich aus verschiedenen Gründen seit längerem schwer, seine selbstgesetzten Produktionsziele zu erfüllen. (awp/mc/pg)