New York / London – Die Ölpreise sind am Dienstag trotz massiver Produktionsausfälle im wichtigen Förderland Libyen kräftig gefallen. Bis zum Nachmittag haben sie leichte Verluste aus dem frühen Handel deutlich ausgeweitet.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im November kostete zuletzt 74,52 US-Dollar und damit 3,00 Dollar weniger als am Vortag. Mit dem Rutsch hat die Notierung für Brent-Öl die Gewinne seit Beginn des Jahres komplett abgegeben. Die Notierung für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Oktober fiel am Dienstag um 2,51 Dollar auf 71,04 Dollar.
Am Markt wurde weiter auf enttäuschende Konjunkturdaten aus China verwiesen und auf die damit verbundene Sorge über eine zu schwache Nachfrage. Dies belastete die Ölpreise. Zuletzt hatten unter anderem Daten zur Stimmung der Einkaufsmanager in der Industrie in China auf eine weiterhin eher schwache Entwicklung in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt hingewiesen.
«Die schlechte Stimmung in der chinesischen Industrie lässt nicht auf eine rasche Trendwende hoffen», sagte Rohstoffexpertin Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Ihrer Einschätzung nach würden die zuletzt verhaltenen Importe Chinas die Anleger am Ölmarkt skeptisch stimmen.
Zudem rückten jüngste Spekulationen über die künftige Förderpolitik des Ölverbunds Opec+ am Markt wieder in den Vordergrund. Ein Medienbericht hatte bereits am Freitag für eine Talfahrt der Ölpreise gesorgt. Demnach wollen die Staaten der Opec+ an ihrer Ankündigung festhalten, die freiwillige Kürzung der Fördermenge ab Oktober zurückzufahren. Damit würde eine grössere Menge an Rohöl auf den Markt kommen, was den Preis belastet.
Dagegen ist der Stopp von Öllieferungen im wichtigen Förderland Libyen etwas in den Hintergrund getreten. Meldungen über geringere Lieferungen aus dem nordafrikanischen Staat hatten die Ölpreise in den vergangenen Handelstagen gestützt. Derzeit sei nicht absehbar, wie lange die Ausfälle andauern werden, sagte Expertin Lambrecht. Sie machte deutlich, dass Libyen zwar der Opec angehöre, aber nicht an die Förderziele gebunden sei. (awp/mc/ps)