New York – Die Ölpreise haben am Dienstag uneinheitlich notiert. Während die Nordseesorte Brent an die kräftigen Kursverlusten vom Wochenauftakt anknüpfte, verbuchte US-Rohöl zuletzt Gewinne. Händler machten Spekulationen über eine geldpolitische Lockerung der US-Notenbank Fed verantwortlich für die Aufschläge. Am späten Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Brent zur Juli-Lieferung 97,50 US-Dollar. Das waren 50 Cent weniger als am Montag. Dagegen stieg der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI 77 Cent auf 83,45 Dollar. Am Montag hatten die Ölpreise nach anfänglichen Gewinnen im Laufe des Tages kräftig um zeitweise zwei Dollar nachgegeben.
Anleger wenden sich angesichts der prekären Lage vor den Neuwahlen in Griechenland zunehmend von der Eurozone ab. Am Dienstag zogen nicht nur die Renditen spanischer und italienischer Anleihen weiter kräftig an – auch die normalerweise von defensiven Investoren bevorzugten deutschen Staatstitel gerieten auf die Verkaufslisten. Händlern zufolge agierten die Märkte im Panik-Modus. Anleger würden massiv Mittel aus der Eurozone abziehen. Gefragt seien der US-Dollar und die ultimative Krisenwährung Gold.
Aussicht auf expansive Massnahmen der Fed
Dass der WTI-Preis trotz der erhöhten Risikoaversion zulegen konnte, begründeten Händler mit der Aussicht auf expansive Massnahmen der Fed. Top-Notenbanker Charles Evans hatte sich für Massnahmen ausgesprochen, um das Beschäftigungswachstum in den Staaten anzukurbeln. Anleger setzen auf eine neue Runde der geldpolitischen Lockerung, also ein weiteres Anleihekaufprogramm, mit dem die USA – der weltgrösste Ölverbraucher – ihre Wirtschaft anschieben könnten.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist unterdessen gestiegen. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel am Montag im Durchschnitt 97,34 Dollar. Das waren 1,47 Dollar mehr als am Freitag. Die Opec berechnet ihren durchschnittlichen Ölpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells. (awp/mc/pg)