Zürich – Die Ölpreise haben am Freitag im Rahmen eines allgemeinen Ausverkaufs an den internationalen Finanzmärkten wegen der Coronavirus-Krise ihre rasante Talfahrt fortgesetzt. Seit mittlerweile sechs Handelstagen in Folge geht es mit den Notierungen für US-Öl und Rohöl aus der Nordsee nach unten.
Auf Wochensicht steuerte der Ölmarkt auf die stärksten Verluste seit 2011 zu. Seit Ende der vergangenen Woche hat sich Rohöl auf dem Weltmarkt massiv verbilligt. Im Verlauf etwa einer Handelswoche rutschte die Notierung für Rohöl aus den USA um rund 19 Prozent und für Nordsee-Öl um etwa 16 Prozent.
Am späten Nachmittag wurde ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent für 50,45 US-Dollar gehandelt. Das waren 1,73 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für amerikanisches Rohöl der Sorte WTI fiel um 2,43 Dollar auf 44,66 Dollar. Zurzeit notieren die Rohölpreise jeweils auf ihren tiefsten Ständen seit der Jahreswende 2018/2019.
«Mit dem jüngsten Preisrückgang hat der Brentölpreis alle Gewinne seit Anfang 2019 wieder abgegeben», sagte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank. Seiner Einschätzung nach gewinnt die in der kommenden Woche anstehende Sitzung der in der Opec zusammengefassten Förderstaaten «zusätzliche an Brisanz». In der Opec+ sind Mitglieder des Ölkartells und verbündete Förderländer wie Russland zusammengefasst.
Mit der Talfahrt der Ölpreise steigt der Druck auf die grossen Ölfördernationen spürbar, ihre Produktion weiter zurückzufahren. Nach Einschätzung von Experten steht das Ölkartell vor einer wegweisenden Entscheidung. Selbst bei einer vergleichsweise starken Kürzung der Fördermenge dürfte es schwierig sein, die aktuelle Talfahrt der Preise zu stoppen, sagte Experte Howie Lee von der Oversea-Chinese Banking Corporation. Sollte die Opec um eine Million Barrel pro Tag kürzen, könnte dies die Ölpreise allenfalls «ein wenig stützen». Geringere Kürzungsmengen wären eine Enttäuschung für den Markt, sagte Howie Lee. (awp/mc/pg)