New York / London – Die Ölpreise haben am Dienstag deutlich zugelegt. Am Mittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 123,60 US-Dollar. Das waren 1,93 Dollar mehr als am Vortag. Es ist der höchste Stand seit Anfang März. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 4,01 Dollar auf 119,07 Dollar.
Die Aussicht auf ein vermindertes Angebot aus Russland infolge neuer Sanktionen der Europäischen Union wegen des Ukraine-Kriegs treibt die Ölpreise. Die EU-Staaten haben sich im Streit um das geplante Öl-Embargo gegen Russland auf einen Kompromiss verständigt. Auf Drängen Ungarns sollen vorerst nur russische Öl-Lieferungen über den Seeweg unterbunden werden. Per Pipeline erfolgende Transporte werden zunächst weiter möglich sein.
Börsianer verwiesen als Antrieb für die Ölpreise insbesondere auf die Aussage von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, wonach die Öl-Importe der Europäischen Union aus Russland trotz der Ausnahme für Pipeline-Lieferungen bis Ende des Jahres um rund 90 Prozent reduziert werden. Hintergrund dieser Zahl ist, dass Deutschland und Polen bereits deutlich gemacht haben, dass sie nicht von der Ausnahme für Pipeline-Öl profitieren wollen.
Offenbar bemüht sich die EU um alternative Anbieter. «Die EU scheint sich dabei verstärkt in Westafrika umzuschauen», schreibt Commerzbank-Experte Carsten Fritsch. Für Mai würden Daten Öllieferungen von 660 000 Barrel pro Tag aus Nigeria, Angola und Kamerun nach Nordwest-Europa nahelegen. Auch die Lieferungen aus Nordafrika legten zu. (awp/mc/ps)