New York – Die Angst vor Angebotsengpässen hat die Rohölpreise am Montag auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren getrieben. Am Markt wurde vor allem auf die anstehende Entscheidung von US-Präsident Donald Trump zu den Sanktionen gegenüber Iran verwiesen. Sollte Trump aus dem Abkommen mit Iran über dessen Atomprogramm aussteigen, drohen abermalige Sanktionen gegen das ölreiche Land. Hinzu kommen Förderausfälle in dem Krisenland Venezuela.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete am Montag bis zu 76,24 US-Dollar. Für amerikanisches Rohöl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni musste bis zu 70,76 Dollar gezahlt werden. Das waren die jeweils höchsten Stände seit November 2014 und rund ein Dollar mehr als am Vortag. Zuletzt kostete Rohöl nur etwas weniger als in der Spitze. In Deutschland stiegen auch die Heizölpreise auf ein Dreieinhalbjahreshoch.
Sorge wegen möglichem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit Iran
Haupttreiber der Ölpreise auf dem Weltmarkt ist die Sorge, dass die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran aussteigen könnten. Dies hätte aller Voraussicht zur Folge, dass derzeit ausgesetzte Sanktionen wieder greifen würden, was das weltweite Ölangebot spürbar verringern dürfte. Iran ist nach Saudi-Arabien und Irak der drittgrösste Förderer im Ölkartell Opec. Aktuell holt das Land pro Tag etwa 3,8 Millionen Fass Rohöl aus dem Boden.
Das Rohölangebot ist derzeit ohnehin knapp. Zum einen wird es durch die seit Anfang 2017 geltende Fördergrenze des Ölkartells Opec klein gehalten. An der Vereinbarung haben sich auch zahlreiche weitere Länder wie der Ölriese Russland beteiligt. Hinzu kommt die chronische Wirtschaftskrise in Venezuela. Dort herrscht seit langem Mangelwirtschaft, was die Ölförderung aufgrund zunehmend maroder Förderanlagen seit Jahren fallen lässt. Aktuell beträgt die Förderung etwas mehr als die Hälfte der Produktion vor der Krise.
«Sollte durch neue US-Sanktionen auch noch Angebot aus dem Iran vom Markt genommen werden, würde sich der ohnehin schon angespannte Ölmarkt weiter verknappen», heisst es in einem Marktkommentar der Commerzbank. Noch sei jedoch nicht klar, ob die wichtigsten Abnehmerländer für iranisches Öl von den Sanktionen überhaupt betroffen wären. «Denn im Unterschied zu den bis Anfang 2016 geltenden Sanktionen stehen die USA mit ihrer Meinung zum Iran diesmal weitgehend alleine da, was die Durchsetzung exterritorialer Sanktionen erschwert.» So herrscht in Europa die politische Meinung vor, das Abkommen mit dem Iran nicht zu beenden, sondern zu modifizieren. (awp/mc/pg)