Ölpreise legen kräftig zu – Förderstreit scheint beendet
New York – Die Ölpreise sind am Freitag mit der Hoffnung auf ein Ende des Förderstreits zwischen grossen Ölnationen kräftig gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am Abend 41,91 US-Dollar. Das waren 1,92 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,67 Dollar auf 39,08 Dollar.
Auslöser der Kursgewinne waren Medienberichte, wonach Forderungen der beiden Ölriesen Saudi-Arabien und Russland nach einer schärferen Einhaltung vereinbarter Produktionsziele erfüllt werden. Ihre Kritik richtet sich offenbar vor allem an den Irak, der sich in der Vergangenheit nicht an vereinbarte Förderkürzungen gehalten haben soll. Die Kürzungen wurden innerhalb des Verbunds Opec+ vereinbart, um den Preisverfall am Erdölmarkt in den Griff zu bekommen.
Die Einzelheiten der Vereinbarung mit dem Irak sind noch nicht durchgesickert. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg wollen sich am Samstag zunächst die Mitglieder des Ölkartells Opec treffen. Im Nachgang sollen die Mitglieder der erweiterten Gruppe Opec+ hinzu stossen. Das Treffen war eigentlich für kommende Woche geplant.
Hintergrund des Disputs ist, dass eine wegen der Corona-Krise vereinbarte Förderkürzung eigentlich ab Ende Juni beginnen sollte, schrittweise auszulaufen. Wegen der immer noch angespannten Marktlage wollen Saudi-Arabien und Russland die aktuelle Kürzung aber zunächst um einen Monat verlängern. Allerdings nur, wenn Länder wie der Irak sich auch an die vereinbarten Kürzungen halten. Ansonsten drohen die beiden Ölmächte mit einer Erhöhung der Förderung.
Die Ölpreise haben seit Jahresbeginn eine spektakuläre Entwicklung hinter sich. Schon mit Ausbruch der Corona-Epidemie sind sie stark gefallen. Etwa zeitgleich kam ein Preiskampf zwischen Saudi-Arabien und Russland hinzu, der die Rohölpreise vollends hatte kollabieren lassen. Im Extrem waren sie wegen knapper Lagerkapazitäten sogar teilweise unter die Nulllinie gefallen, Abnehmer bekamen also Geld. Mit einer Entspannung der Corona-Krise und dem Zusammenrücken Saudi-Arabiens und Russlands haben sich die Preise aber wieder ein Stück weit erholt. (awp/mc/pg)