New York / London – Die Ölpreise sind am Dienstag deutlich gestiegen. Marktbeobachter verwiesen auf neue Angebotssorgen. Am Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 117,14 US-Dollar. Das waren 2,11 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 1,13 Dollar auf 110,69 Dollar.
Der Brent-Ölpreis legte damit den vierten Handelstag in Folge zu. Am Markt wurde der Anstieg erneut mit einem Rückgang der Ölexporte in Libyen erklärt. In dem nordafrikanischen Förderland ist es zuletzt zu Ausfällen gekommen, weil die Produktion wegen politischer Proteste im Osten des Landes eingestellt wurde. Nach Einschätzung von Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank ist ein weiterer Rückgang der libyschen Ölproduktion nicht auszuschliessen. Bisher sei die Förderung aufgrund von Protesten um etwa die Hälfte auf rund 600’000 Barrel pro Tag gefallen.
Die Pläne für eine Preisobergrenze für russisches Öl erfordern nach Einschätzung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) noch «viel Arbeit». Das sagte Scholz als Gastgeber des G7-Gipfels wirtschaftsstarker Demokratien auf dem bayerischen Schloss Elmau. Es handle sich um «ein sehr ambitioniertes und sehr voraussetzungsvolles Vorhaben». Deutschland und die anderen G7-Staaten wollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur Mechanismen für einen Preisdeckel für russisches Öl prüfen.
In den ersten drei Monaten des Jahres waren die Ölpreise noch deutlich gestiegen. Seit Ende März setzte eine Stabilisierung ein. Preistreiber sind die Folgen des Kriegs in der Ukraine und das Ende der Corona-Beschränkungen in vielen Ländern. Die Sorge über ein Abflauen der Weltwirtschaft lastet jedoch immer wieder auf den Preisen. (awp/mc/ps)