Ölpreise weiten Verluste aus
New York – Die Ölpreise haben am Montag wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie anfängliche Verluste noch ausgeweitet. Der Preis für ein Fass (159 Liter) der Nordseesorte Brent fiel zeitweise auf 21,95 US-Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit November 2002. Damals hatten die Ölpreise infolge der Terroranschläge am 11. September 2001 unter Druck gestanden.
Zuletzt lag der Brent-Preis bei 21,75 Dollar. Das waren 3,21 Dollar weniger als am Freitag. Damit gab der Kurs für Brent-Öl seit dem 24. Februar um rund 60 Prozent nach. Damals hatte die rasante Ausbreitung des neuartigen Coronavirus die Finanzmärkte voll erfasst. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI sank um 1,08 Dollar auf 20,44 Dollar. Kurzzeitig war er unter 20 Dollar gefallen. Im Tief wurde er mit 19,85 Dollar gehandelt.
«Die Nachrichtenfront bleibt denkbar negativ», kommentierte Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. «Nahezu täglich werden die Schätzungen für die Nachfrage nach unten revidiert. Auf der Angebotsseite herrscht aktuell zudem ein Preiskrieg zwischen Saudi-Arabien und Russland, der die Ölpreise zusätzlich belastet.»
Trotz der anhaltenden Nachfrageschwäche wegen der Corona-Pandemie, sah es auch beim Preiskrieg nicht nach einer Entspannung aus. Saudi-Arabien und Russland zeigten keine Kompromissbereitschaft. Es habe laut dem Königshaus keine Gespräche zwischen der Opec und Russland gegeben. Russland bekräftigte zudem, dass ein Ölpreis um die 25 Dollar zwar schmerzhaft sei, jedoch keine Katastrophe. Allerdings ist der Preis der russischen Ölsorte Urals laut Commerzbank mittlerweile auf 15 Dollar gefallen. Es sei daher zweifelhaft, ob die russischen Ölproduzenten wie geplant im April ihre Produktion erhöhen dürften.
Als «besonders krass» bezeichnete Weinberg die Situation für die Ölproduzenten in Kanada. Der Preis für Western Canada Select (WCS) fiel auf rund fünf Dollar je Barrel. Damit liegen laut Weinberg die Transportkosten höher als der Preis vor Ort. «Mancherorts müssen Produzenten Abnehmern bereits Geld bezahlen, weil es keine freien Lagerkapazitäten mehr gibt und sie ihre Anlagen nicht stilllegen wollen.» Die Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, dass er noch an diesem Montag mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die niedrigen Ölpreise sprechen wolle, beeindruckte den Ölmarkt nicht. (awp/mc/pg)