New York / London – Die Ölpreise sind am Freitag gestiegen. Der Ukraine-Konflikt sorgt für grosse Unsicherheit und hohe Kursschwankungen. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 112,17 US-Dollar. Das waren 2,84 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte um 3,06 Dollar auf 100,05 Dollar zu.
Der anfänglich kräftige Preisschub wurde im Tagesverlauf gedämpft. Am Markt wurde auf Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin verwiesen. Der hatte im Zusammenhang mit den jüngsten Verhandlungen mit der Ukraine laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax von «einigen positiven Entwicklungen» gesprochen. Details nannte Putin nicht.
Die Auswirkung auf die Kurse hielt sich daher auch in Grenzen. Eine Verminderung der Kriegshandlungen ist nicht absehbar. Im Gegenteil: Russland hat seine Angriffe in der Ukraine auf den Westen des Landes ausgeweitet. Die US-Regierung will unterdessen wegen des Ukraine-Krieges in Abstimmung mit westlichen Partnern weitere Strafmassnahmen gegen Russland in Gang setzen. Auf dem Gipfel der 27 EU-Staaten in Versailles hat man sich zunächst nicht auf einen Importstopp für Öl, Gas und Kohle geeinigt.
Diese Woche war für den Ölmarkt denkwürdig und von extremen Preisschwankungen geprägt. Zu Wochenbeginn waren die Preise massiv gestiegen, weil wegen des Ukraine-Kriegs die Furcht vor Erdölknappheit umging. Einfuhrverbote russischen Rohöls seitens der USA und – mit späterer Wirkung – Grossbritanniens kamen hinzu. Ab der Wochenmitte setzte jedoch eine Gegenbewegung ein, die Ölpreise gaben zeitweise spürbar nach.
Preisbewegungen wie im Verlauf der Woche hat man am Erdölmarkt selten gesehen. Zu Wochenbeginn wurden die höchsten Preise seit dem Jahr 2008 erreicht. Ein Fass Brent kostete bis zu rund 139 Dollar, ein Barrel WTI wurde zu gut 130 Dollar gehandelt. Viele Experten aus grossen Banken haben mittlerweile ihre Preisprognosen für dieses Jahr deutlich angehoben.
Nach Einschätzung von Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch hat die Sorge der Anleger vor einer unmittelbaren Unterbrechung der Energielieferungen aus Russland zuletzt etwas nachgelassen. Er verwies auf weitere Aussagen von Russlands Präsident Putin, der versicherte, dass man den Lieferverpflichtungen bei den Energieexporten nachkommen wolle. «Zudem haben die Vereinigten Arabischen Emirate die Debatte über eine stärkere Erhöhung der Ölproduktion durch die OPEC+ angestossen», so Fritsch. (awp/mc/pg)