New York / London – Die Ölpreise haben am Donnerstag etwas nachgegeben. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 82,08 US-Dollar. Das waren 15 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 36 Cent auf 78,03 Dollar. Wegen eines Feiertages in den USA verlief der Handel in ruhigen Bahnen.
Nach der Freigabe strategischer Ölreserven durch grosse Verbrauchsländer wie die Vereinigten Staaten dreht sich am Ölmarkt alles um die Reaktion der Förderländer. Fraglich ist, ob der Ölverbund Opec+ seinen im Sommer eingeschlagenen Kurs beibehält und seine Produktion weiterhin um 400 000 Barrel je Monat anhebt. Die Vertreter treffen sich am kommenden Donnerstag, um über die künftige Ölproduktion zu entscheiden.
Commerzbank-Experte Carsten Fritsch rechnet unterdessen im kommenden Jahr mit einem Überangebot an Rohöl. Es dürfte im ersten Quartal besonders gross sein, da dann auch die Nachfrage niedriger sei. Hinzu komme die Freigabe der Reserven. «Die Opec+ könnte daher in Erwägung ziehen, die für Januar geplante Produktionserhöhung auszusetzen oder zumindest zu reduzieren», so Fritsch. Laut verschiedener Medienberichten wird darüber in der Opec+ diskutiert.
Ein Verzicht auf Fördererhöhungen würde die ohnehin angespannte Atmosphäre wohl weiter aufheizen. Am Mittwoch hatte die Internationale Energieagentur IEA Saudi-Arabien und Russland vorgehalten, mit ihrem Kurs moderater Fördererhöhungen eine künstliche Knappheit am Ölmarkt zu erzeugen. Die Reservefreigabe der Verbrauchsländer wird auch als Reaktion auf die Weigerung der Opec+ angesehen, ihre Förderung stärker auszuweiten. Hintergrund der Debatte sind die hohen Ölpreise, die als Bedrohung für die wirtschaftlichen Erholung angesehen werden. (awp/mc/ps)