Teheran – Nach der Aufhebung westlicher Sanktionen will der Iran seine Ölproduktion bis Ende Juni auf durchschnittlich mehr als 4 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag erhöhen. Damit würde wieder das Produktionsniveau aus der Zeit vor den Wirtschaftssanktionen gegen den Iran erreicht, sagte Vize-Ölminister Rokneddin Dschawadi am Dienstag.
Wegen der im Zusammenhang mit dem Atomstreit verhängten Zwangsmassnahmen hatte der Iran in den vergangenen Jahren lediglich 2,85 Millionen Barrel am Tag produzieren können. Jetzt liege die Fördermenge bereits bei 3,5 Millionen Barrel, sagte Dschawadi der Nachrichtenagentur Irna. Die Führung in Teheran hatte zuletzt mehrfach betont, dass das Land erst mit anderen Ölproduzenten über ein Einfrieren der Fördermenge sprechen werde, wenn das Niveau von mehr als vier Millionen Barrel pro Tag erreicht sei.
Am Wochenende war ein Treffen zwischen Mitgliedern des Ölkartells Opec und dem wichtigen Förderland Russland gescheitert, das eigentlich zum Eindämmen der Ölschwemme und damit einem Wiederanstieg der stark gefallenen Preise dienen sollte. Der Iran hatte an dem Treffen in Doha nicht teilgenommen.
Ölpreise erholen sich kräftig nach Doha-Schock
Die Ölpreise haben am Dienstag ihre Erholung nach einem Preiseinbruch zum Wochenstart fortgesetzt und frühe Gewinne stark ausgebaut. «Der Doha-Schock scheint schnell verdaut», kommentierten Rohstoffexperten der Commerzbank. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni kostete am späten Nachmittag 44,21 US-Dollar. Das waren 1,30 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) ebenfalls zur Lieferung im Juni stieg um 1,41 Dollar auf 42,60 Dollar.
Händler begründeten die aktuelle Preiserholung unter anderem mit einem Streik von Ölarbeitern in Kuwait, der die Produktion stark minderte. Commerzbank-Experten schätzen den Produktionsausfall in Kuwait auf etwa 1,7 Millionen Barrel pro Tag. Die aktuelle Fördermenge betrage demnach nur 1,1 Millionen Barrel. Auch die Vereinigung der kuwaitischen Ölarbeiter sprach von einer Fördermenge von 1,1 Millionen Barrel, während die staatliche Nachrichtenagentur Kuna die derzeitige Produktionsmenge unter Berufung auf einen offiziellen Sprecher auf rund 1,5 Millionen Barrel pro Tag bezifferte.
Der Streik in Kuwait dürfte die Ölpreise indes nicht lange belasten. Die staatliche Ölgesellschaft kündigte an, dass Förderanlagen und Raffinerien schnell wieder hochgefahren werden sollen. Kuwait zählt zu den wichtigsten Förderländern der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec).
Der Preis für Opec-Rohöl ist zuletzt kräftig gesunken. Das Opec-Sekretariat meldete am Dienstag, dass der Korbpreis am Montag 36,58 US-Dollar betragen habe. Das waren 1,47 Dollar weniger als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis auf Basis der 13 wichtigsten Sorten des Kartells. (awp/mc/pg)