Ölpreise steigen weiter und markieren mehrjährige Höchststände

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(Photo by Cameron Venti on Unsplash)

New York / London – Die Ölpreise legen angesichts des Kriegs in der Ukraine weiter deutlich zu. Am Mittwoch markierten die beiden wichtigsten Erdölsorten Brent und West Texas Intermediate (WTI) erneut mehrjährige Höchststände. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete fast 113 US-Dollar und damit so viel wie zuletzt im Jahr 2014. Ein Fass der US-Sorte WTI wurde mit mehr als 111 Dollar gehandelt. Das war der höchste Stand seit dem Jahr 2013.

Am Mittag lagen die Preise wieder etwas tiefer, der Preisanstieg zum Vortag war aber dennoch stark. Es Fass Brent kostete zuletzt 110,29 Dollar. Das waren 5,32 Dollar mehr als am Dienstag. WTI-Öl verteuerte sich um 5,10 Dollar auf 108,51 Dollar.

Auslöser des Preisschubs am Rohölmarkt sind der Krieg Russlands in der Ukraine und die denkbaren Folgen für das Ölangebot. Einerseits halten es Fachleute für möglich, dass grosse Volkswirtschaften die Einfuhr russischen Erdöls sanktionieren, möglicherweise sogar komplett verbieten. Andererseits werden auch Gegensanktionen Russlands bis hin zu einem völligen Ausfuhrstopp als denkbar erachtet. Russland ist einer der grössten Ölförderer und -exporteure der Welt.

IEA-Staaten geben 60 Millionen Barrel aus strategischen Reserven frei
Am Dienstag hatten die Mitgliedstaaten der Internationalen Energieagentur (IEA) die Freigabe von 60 Millionen Barrel Rohöl aus ihren strategischen Reserven beschlossen. Am Ölmarkt hat die Freigabe der vergleichsweise kleinen Menge nicht zu einer Beruhigung der Lage geführt. Laut Commerzbank-Experte Carsten Fritsch reicht die Freigabe aus, um die Öllieferungen Russlands bei einem Ausfall gerade mal zwei Wochen lang abzudecken.

Der Ölverbund Opec+ entscheidet am Mittwoch über seine kurzfristige Förderstrategie. Es wird damit gerechnet, dass der Verbund, dem auch Russland angehört, seinem Kurs einer nur schrittweisen, moderaten Förderausweitung treu bleibt. Interessant wird sein, wie sich anderen Verbundländer gegenüber Russland positionieren. Laute Kritik aus den arabischen, asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Ländern ist bisher nicht zu vernehmen.

Russland scheint derzeit von den stark steigenden Ölpreisen allenfalls begrenzt zu profitieren. Am Ölmarkt ist zu beobachten, dass russisches Erdöl aktuell mit starken Abschlägen angeboten wird, sich aber dennoch kaum Käufer finden. Commerzbank-Experte Fritsch erklärt das unter anderem mit der unsicheren Rechtslage etwa im Fall westlicher Sanktionen. Zudem gäben immer mehr westliche Ölunternehmen ihren Rückzug aus Russland bekannt. Auch nähmen Reedereien zunehmend keine Transportaufträge mehr von und nach Russland an. «So verwundert es nicht, dass das Kaufinteresse für russisches Öl schwindet.» (awp/mc/ps)

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