New York / London – Die Ölpreise sind vor den Spitzentreffen der Nato und der Europäischen Union mit US-Präsident Joe Biden stark gestiegen. Bei den Gesprächen am Donnerstag in Brüssel sollen neue Wirtschaftssanktionen gegen Russland diskutiert werden. Dabei geht es unter anderem um die Frage möglicher Importverbote von russischem Rohöl.
Nachdem die Ölpreise am Vortag noch deutlich gefallen waren, sind sie bis zum Mittwochnachmittag wieder in einen Höhenflug übergegangen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 121,05 US-Dollar. Das waren 5,57 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 4,91 Dollar auf 114,18 Dollar. Seit Beginn der Woche wurden die Ölpreise durch Spekulationen über neue Sanktionen gegen Russland bewegt, die auch den Ölhandel betreffen könnten.
Schon jetzt haben viele Länder Russland, das einer der grössten Erdölförderer der Welt ist, mit scharfen Sanktionen belegt. Die USA haben darüber hinaus entschieden, kein russisches Öl mehr importieren zu wollen, Grossbritannien hat das Ziel für das Jahresende ausgerufen. In der Europäischen Union (EU) scheint sich hingegen kein Einfuhrverbot abzuzeichnen, da einige Länder wie Deutschland dagegen sind.
«Der Widerstand in einigen EU-Ländern mit hoher Abhängigkeit von russischem Öl ist noch beträchtlich», kommentierte Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank die aktuelle Lage. Eine weitere Eskalation der russischen Kriegsführung in der Ukraine gegen die dortige Zivilbevölkerung könnte diese Länder aber doch noch zum Einlenken bewegen, sagte Fritsch.
Marktbeobachter verwiesen darüber hinaus auf eine Verunsicherung der Anleger an den Rohstoffmärkten durch jüngste Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Demnach müssen Kunden etwa in Deutschland und anderen EU-Staaten ihre Gaslieferungen aus Russland künftig in Rubel bezahlen. Der russische Präsident wies am Mittwoch die Regierung an, keine Zahlungen in Dollar oder Euro mehr zu akzeptieren. (awp/mc/pg)