Unerwartete Förderkürzung bei Opec+ sorgt für Höhenflug bei Ölpreisen
Wien – Überraschende Produktionskürzungen aus dem Kreis des Ölförder-Verbandes Opec+ haben die Rohölpreise zu Wochenbeginn kräftig in die Höhe getrieben. Wie die Gruppierung am Montag offiziell mitteilte, wird die Reduktion der Tagesproduktion im Laufe der kommenden Monate insgesamt 1,66 Millionen Barrel ausmachen. Das entspricht etwa 1,6 Prozent der globalen Ölproduktion.
Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juni wurde am Montag zuletzt für 84,79 US-Dollar gehandelt. Das waren 4,89 Dollar mehr als am Freitag. Die US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Mai stieg um 4,70 Dollar auf 80,36 Dollar. Sie notierten damit jedoch etwas unter ihren Tageshöchstständen aus der Nacht.
Drosselung ab Mai bis Jahresende
Acht Staaten, allen voran Saudi Arabien, Irak, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait, wollen ihre Ölförderung ab Mai bis zum Jahresende drosseln. Zusätzlich kündigte Moskau an, seine schon jetzt bestehende restriktive Politik nicht wie geplant im Juni auslaufen zu lassen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte in Moskau, dass die Entscheidung dazu diene, die Preise auf einem bestimmten Niveau zu halten. «Genau daran muss man sich orientieren», sagte er.
Russlands stellvertretender Ministerpräsident Alexander Nowak argumentierte in einer Stellungnahme, dass so die Berechenbarkeit der Ölmärkte gewährleistet würde. Die grossen Schwankungen der Märkte seien «der anhaltenden Bankenkrise in den USA und Europa, der globalen wirtschaftlichen Unsicherheit und unberechenbaren sowie kurzsichtigen energiepolitischen Entscheidungen» geschuldet, sagte Nowak auch mit Blick auf westliche Sanktionen gegen sein Land.
«Das kommt völlig aus dem Blauen»
Ölhändler waren davon ausgegangen, dass Opec+ ihre Fördermenge wegen einer im Zuge steigender Leitzinsen abflauenden Konjunktur stabil halten würde. «Es gab keine entsprechende Andeutung, die Preise hatten sich zuletzt wieder erholt. Das kam daher völlig aus dem Blauen», sagte Rohstoffanalyst Carsten Fritsch von der Commerzbank der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Die nun angekündigten Kürzungen seien deutlich höher als die vorige Reduktion im Herbst, sagte Fritsch. Damals hatten sich die 20 Staaten von Opec+ zwar formell geeinigt, ihre Förderziele um zwei Millionen Barrel zu senken, doch weil einige der Länder davor deutlich weniger produziert hatten, mussten sie ihre tatsächliche Produktion nicht drosseln. Laut Fritsch wurde daher nur um eine Million Barrel gekürzt. Jetzt könne man hingegen davon ausgehen, dass der neue Plan wie angekündigt umgesetzt werde – nur bei Russland sei das nicht sicher.
Im Unterschied zur vorigen Kürzung handelt es sich diesmal um einen Schritt, der nicht von der gesamten Opec+ beschlossen wurde. «Das bedeutet nichts Gutes. Da scheint eine kleine Gruppe ohne vorherige Absprache ihr eigenes Ding gemacht zu haben», sagte Fritsch. (awp/mc/pg)