New York – Die Ölpreise haben am Mittwoch die starken Gewinne aus dem frühen Handel abgegeben. Nach kräftigen Kursausschlägen in beide Richtungen hielten sich die Ölpreise am Nachmittag in der Nähe des Niveaus vom Vorabend. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 99,53 US-Dollar. Das waren 38 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg hingegen leicht um 29 Cent auf 96,75 Dollar.
Der Ukraine-Krieg dominiert weiter den Handel an den Finanzmärkten. Die vage Hoffnung auf Fortschritte bei den Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine bremste am Nachmittag die Ölpreise. Es würden Dokumente ausgearbeitet für mögliche direkte Gespräche zwischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, zitierte die russische Staatsagentur Ria Nowosti den ukrainischen Präsidentenberater Mychajlo Podoljak aus einem Interview mit dem US-Sender PBS. Nach Informationen der Zeitung «Financial Times» arbeiten beide Seiten an einem 15-Punkte-Plan.
Am Nachmittag wurden die Ölpreise auch durch die jüngste Entwicklung der Ölreserven in den USA belastet. In der vergangenen Woche waren die amerikanischen Lagerbestände an Rohöl überraschend gestiegen. Die Vorräte legten im Vergleich zur Vorwoche um 4,3 Millionen auf 415,9 Millionen Barrel zu. Analysten hatten hingegen einen Rückgang erwartet.
Die Internationale Energieagentur (IEA) machte in ihrem aktuellen Monatsbericht aber deutlich, dass Auswirkungen eines potenziellen Verlusts russischer Ölexporte auf die Weltmärkte nicht unterschätzt werden dürfen. Zwar sei es noch zu früh, um die konkreten Auswirkungen abschätzen zu können. Der Ukraine-Krieg könnte jedoch zu dauerhaften Veränderungen auf den Energiemärkten führen, warnte die IEA.
Die Ölpreise haben seit Wochenbeginn rund zehn Dollar verloren und fast alle Gewinne seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor knapp drei Wochen wieder abgegeben. Nach Einschätzung es Rohstoffexperte Carsten Fritsch von der Commerzbank ist der jüngste Preisrückgang am Ölmarkt zu stark ausgefallen. «Von einer friedlichen Beilegung des Krieges in der Ukraine ist man noch weit entfernt, wie die täglichen Bilder in den Nachrichten jedem zeigen sollten», sagte Fritsch. Die Sanktionen gegen Russland dürften noch für längere Zeit bestehen bleiben und viele Abnehmer vor dem Kauf von russischem Öl zurückschrecken lassen. (awp/mc/pg)