New York / London – Die Lage am Ölmarkt hat sich nach dem jüngsten Höhenflug der Preise am Dienstag erst einmal beruhigt. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Dezember fiel zuletzt um 2,57 Dollar auf 78,36 US-Dollar. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Auslieferung im November ging um 2,44 Dollar auf 74,71 Dollar zurück.
An den Finanzmärkten zeigte sich eine allgemein etwas trübere Stimmung, die auch die Ölpreise mit nach unten zog. Marktbeobachter verwiesen auf jüngste Aussagen der nationalen Entwicklungs- und Reformkommission in China zu geplanten Massnahmen zur Stützung der Wirtschaft. Diese wurden nach Einschätzung von Marktstrategen der Deutschen Bank als enttäuschend aufgenommen, weil keine neuen Details zu den Massnahmen genannt worden seien.
Trotz des aktuellen Preisdämpfers hat sich Rohöl der Sorte Brent seit Beginn des Monats etwa neun Prozent verteuert und ist zu Beginn der Woche erstmals seit August wieder über die Marke von 80 Dollar je Barrel gestiegen. Preistreiber war vor allem die Sorge einer geopolitischen Eskalation im Nahen Osten.
Nach Einschätzung des Rohstoffexperten Carsten Fritsch von der Commerzbank habe der Ölmarkt aber «erstaunlich gelassen auf die zunehmenden Spannungen im Nahen Osten reagiert». Er wies darauf hin, dass der Brentölpreis noch immer niedriger notiere als vor dem Überfall der Hamas auf Israel vor einem Jahr. Bisher sei es zu keinem Ausfall von Öllieferungen gekommen, da Ölproduzentenländer nicht direkt im Konflikt involviert seien, sagte Fritsch.
«Noch halten sich Angebot und Nachfrage am Ölmarkt in etwa die Waage», heisst es in einer Analyse der Dekabank. Eine geplante Erhöhung der Fördermengen durch den Ölverbund Opec+ von über zwei Millionen Barrel täglich würde aber die Zunahme des Ölkonsums im kommenden Jahr übersteigen, was einen Preisrückgang zur Folge hätte. (awp/mc/pg)