New York – Die Ölpreise haben am Donnerstag weiter von der Produktionskürzung der Opec profitiert und ihre Kursgewinne im Tagesverlauf ausgeweitet. Mit dem jüngsten Höhenflug ist der Preis für Nordsee-Öl seit Mitte November bereits um mehr als 20 Prozent gestiegen. Er erreichte zeitweise mit 54,36 Dollar den höchsten Stand in diesem Jahr.
Die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) hatte am Vortag erstmals seit dem Jahr 2008 wieder eine Förderkürzung beschlossen. Das Ölkartell will damit eine bereits im September im Grundsatz getroffene Einigung über geringere Fördermengen nun konkret umsetzen.
Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Januar kostete am frühen Abend 54,19 US-Dollar. Das waren 2,35 Dollar mehr als am Mittwoch. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 2,11 Dollar auf 51,55 Dollar.
Experten erwarten weiteren Anstieg der Ölpreise
Experten erwarten nach der Einigung des Ölkartells Opec auf eine Förderkürzung einen weiteren Anstieg der Ölpreise. «Dies ist ein deutlich grösserer Schnitt als es die meisten erwartet hatten, und es könnte den Ölpreis in Bereiche zwischen 50 und 60 US-Dollar pro Barrel schicken», kommentierte Bob Minter, Stratege bei Aberdeen Asset Management. Bedeutsam sei der Schritt aber auch, da man mit Russland ein Land ausserhalb des Kartells mit einbezogen habe. «Die Leute hatten schon ernsthaft begonnen, an der Fähigkeit der OPEC zu zweifeln, auf die Geschehnisse am Ölmarkt reagieren zu können», schreibt Minter. Diese Entscheidung bestätige die Fähigkeit der Opec als Gruppe zu handeln.
«Vor allem psychologisch stelle die Vereinbarung einen wichtigen Meilenstein dar», kommentieren Analysten von HSBC Trinkaus. Schliesslich habe man es geschafft, zum Teil sehr unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen. Analysten des Bankhauses Goldman Sachs rechnen nun mit einem weiteren Anstieg der Ölpreise. Den US-Ölpreis WTI sehen sie künftig zwischen 55 und 56 US-Dollar. Die Experten von Morgan Stanley erwarten ein Preisband von 50 bis 60 Dollar, wenn die Opec die Produktionskürzung beibehalte.
Offen sei jedoch, ob der Ölpreisanstieg längerfristig anhält. «Ein deutlicher Nachfrageanstieg beim Öl in den kommenden Jahren ist allerdings keine Gewissheit», schreibt Minter. Schliesslich wollten Länder wie Indien und China nicht mehr vom Öl abhängig sein. «Die OPEC muss all ihre Kräfte bei der Zusammenarbeit und in Verhandlungen bündeln, um dieser existentiellen Bedrohung zu begegnen», schreibt Minter. (awp/mc/pg)