New York – Die Ölpreise haben am Dienstag mit leichten Kursverlusten auf einen Rundumschlag der US-Ratingagentur Standard & Poors’s (S&P) gegen die Länder der Eurozone reagiert. Händler berichteten von gestiegenem Risikobewusstsein an den Finanzmärkten aufgrund der neuen Unsicherheiten in Europa. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent mit Auslieferung im Januar kostete gegen Abend 109,67 US-Dollar. Das waren 14 Cent weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fiel um 43 Cent auf 100,58 Dollar.
Am Montagabend hatte das Ratingunternehmen S&P auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von 15 Staaten der Eurozone unter verschärfte Beobachtung gestellt – auch die der verbleibenden sechs Staaten mit der Top-Kreditwürdigkeit «AAA». Die Bonitätsnoten könnten damit je nach weiterem Verlauf der Eurokrise bereits innerhalb der nächsten 90 Tage heruntergestuft werden. S&P selbst beziffert die Wahrscheinlichkeit dafür auf 50 Prozent.
Unvermeidlicher Schritt
Experten mahnten, die Entscheidung der Bonitätsprüfer nicht zu hoch zu hängen. Nach Einschätzung von Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater wäre der Schritt früher oder später ohnehin unvermeidlich gewesen. Auch Helaba-Analyst Ralf Umlauf verwies darauf, dass eine Reaktion der Agenturen über kurz oder lang zu erwarten gewesen sei. Vereinzelt begrüssten Ökonomen die S&P-Aktion sogar. So wertet beispielsweise Berenberg-Chefökonom Holger Schmieding es positiv, dass der Druck auf die Euro-Retter vor dem anstehenden EU-Krisengipfel am Freitag erhöht wurde.
Der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ist unterdessen gestiegen. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Dienstag kostete ein Barrel am Montag im Durchschnitt 110,35 US-Dollar. Das waren 69 Cent mehr als am Freitag. Die Opec berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells. (awp/mc/pg)