New York – Die Ölpreise haben ihren Höhenflug der vergangenen Handelstage abgebrochen und sind zum Wochenschluss kräftig abgerutscht. US-Präsident Barack Obama und der amerikanische Notenbankchef Ben Bernanke hätten es mit jüngsten Äusserungen nicht geschafft, Vertrauen in einen Aufschwung der US-Wirtschaft zu schaffen, hiess es von Händlern. Ausserdem hätten Sorgen vor einer Eskalation der Schuldenkrise in der Eurozone den Kurs des US-Dollar beflügelt und die Ölpreise unter Verkaufsdruck gesetzt.
Am Freitagnachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Oktober-Lieferung 111,98 US-Dollar. Das waren 2,57 Dollar weniger als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI (West Texas Intermediate) verbilligte sich um 2,92 Dollar auf 86,13 Dollar. Händler erklärten den Verkaufsdruck vor allem mit einem starken Anstieg des Dollar. Rohöl wird in der US-amerikanischen Währung gehandelt. Ein starker Dollar bremst in der Regel die Kauflaune der Anleger an den Ölmärkten.
Obama-Programm ohne Einfluss am Markt
Ein neues milliardenschweres Hilfsprogramm der US-Regierung zur Ankurbelung der lahmenden Konjunktur scheint hingegen keinen Einfluss auf den Handel an den Ölmärkten zu haben, hiess es von Händlern. US-Präsident Obama hatte in einer Rede vor beiden Kammern des Kongresses ein 450 Milliarden Dollar schweres Arbeitsmarktprogramm vorgestellt. Zuvor hatte bereits US-Notenbankchef Bernanke erneut seine Bereitschaft für weitere Massnahmen der Zentralbank zur Ankurbelung der lahmenden Konjunktur in den USA bekräftigt.
Starks Rücktritt sorgt für weitere Verunsicherung
Am Nachmittag sorgte zudem der überraschende Rücktritt des Chefvolkswirten der Europäischen Zentralbank (EZB), Jürgen Stark, für neue Unsicherheit an den internationalen Finanzmärkten. Stark ist neben seiner Position als Chefvolkswirt zudem Mitglied des geldpolitischen Rates der EZB. Ausserdem sitzt er im Direktorium der Notenbank, das die Richtlinien der Geldpolitik massgeblich beeinflusst. Der Rücktritt von Stark habe der Risikobereitschaft der Investoren einen Dämpfer versetzt und die Ölpreise ebenfalls unter Verkaufsdruck gesetzt.
Opec-Öl erneut teurer
Unterdessen legte der Preis für Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) weiter zu. Nach Berechnungen des Opec-Sekretariats vom Freitag kostete ein Barrel am Donnerstag im Durchschnitt 112,15 Dollar. Das waren 82 Cent mehr als am Mittwoch. Die Opec berechnet ihren Korbpreis täglich auf Basis von zwölf wichtigen Sorten des Kartells. (awp/mc/ps)