Opec will Förderanhebung um bis zu 600’000 Barrel diskutieren
Frankfurt / Wien – Die Opec will informierten Kreisen zufolge über eine spürbare Förderanhebung diskutieren, wenn sich die Spitzen des Kartells an diesem Freitag in Wien treffen. Es soll um eine Anhebung der Tagesförderung von 300’000 bis 600’000 Barrel gehen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag mit Bezug auf Personen, die mit den Gesprächen vertraut seien. Es handele sich um einen Kompromissvorschlag.
Die drei Opec-Länder Irak, Iran und Venezuela wehren sich gegen eine Erhöhung der Förderung. Das mächtige Opec-Mitglied Saudi-Arabien und das Nicht-Opec-Land Russland wollen die Förderung dagegen ausweiten. Seit Anfang 2017 gilt eine Fördergrenze, die zwischen der Opec und anderen grossen Produzenten, darunter Russland, vereinbart wurde. Mit der Grenze wurden die Ölpreise angehoben und die Lagerbestände der Industrieländer verringert.
Auslöser der Debatte um eine Lockerung der Fördergrenze sind tatsächliche oder erwartete Angebotsausfälle. So ist die Ölförderung in dem Krisenstaat Venezuela aufgrund mangelhafter Förderanlagen in den vergangenen Jahren eingebrochen. Zudem wird ein rückläufiger Ölexport Irans erwartet, weil die USA das Atomabkommen mit dem Land aufgekündigt haben. Wirtschaftliche Sanktionen gegen Iran leben deshalb wieder auf.
Iran verschärft den Ton
Iran hatte am Wochenende seinerseits den Ton verschärft und angekündigt, sich jeder Förderanhebung zusammen mit Venezuela und dem Irak in den Weg zu stellen. Ein Vertreter Irans wies gegenüber Bloomberg darauf hin, dass eine Ausweitung einstimmig durch die Opec-Mitglieder beschlossen werden müsse. Alleingänge seien eine Verletzung dieser Vereinbarung.
Die USA spielen in mehrfacher Hinsicht eine Sonderrolle in der aktuellen Diskussion. Einerseits macht US-Präsident Donald Trump die Opec für aus seiner Sicht zu hohe Ölpreise verantwortlich. Er übt somit Druck auf das Ölkartell aus, die Förderung anzuheben. Andererseits trägt Trump nach Einschätzung vieler Experten Mitschuld an den hohen Ölpreisen, weil er durch die Aufkündigung des Atomabkommens mit dem Iran für Angebotsrisiken am Ölmarkt gesorgt habe.
USA weiter auf dem weg zum weltgrössten Ölförderer
Davon unabhängig sind die USA auf dem Weg, zur grössten Ölnation der Welt aufzusteigen. Grund ist die Fracking-Fördertechnik, die die Ölförderung in den USA seit langem rapide steigen lässt. Die Technik ist wegen möglicher Umweltschäden umstritten, aber zugleich sehr flexibel. Produzenten können Förderstellen rasch schliessen oder öffnen und so ohne grosse Mühen auf Preisveränderungen reagieren.
Wie Bloomberg weiter berichtet, arbeiten Saudi-Arabien und Russland auch daran, das Bündnis zwischen der Opec und den anderen Fördernationen, mit denen die Fördergrenze vereinbart wurde, zu einem permanenten Bündnis umzuformen. Am Ölmarkt hat sich für dieses Bündnis die Bezeichnung «Opec+» durchgesetzt. Bislang war die Zusammenarbeit zwischen der Opec und den anderen Förderern als zeitlich befristete Zusammenarbeit aufgefasst worden. (awp/mc/ps)