Produktionsbetrieb in China.
Peking – Der Wachstumsmotor China kommt ins Stottern mit unabsehbaren Folgen für die Weltwirtschaft. Erstmals seit drei Jahren droht für die Industrieproduktion ein Abwärtstrend. Einer der massgeblichen Indizes zeigt im November eine drohende Schrumpfung an, wie die amtliche Nachrichtenagentur Chinas Xinhua am Donnerstag berichtete. Seit Monaten kühlen sich die Wachstumsraten in dem Riesenreich deutlich ab. Das dämpft Hoffnungen, China könnte die Weltwirtschaft vor einer Rezession bewahren, die durch die Euro-Schuldenkrise und die US-Konjunkturschwäche gefördert wird.
Nach dem Xinhua-Bericht sank der offizielle Einkaufsmanager-Index (PMI) im November auf 49 Punkte. Dies sei der erste Rückgang seit Februar 2009. Im Oktober hatte der Index noch bei 50,4 Punkten gelegen. Ein Prozentzahl unter dem Expansionswert von 50 Punkten zeigt eine Abkühlung an. Damit droht Chinas Industriesektor in den kommenden Monaten zu schrumpfen. Der wichtige Vorlaufindikator wird nach Auswertungen vom Umfragen vom Chinesischen Logistik- und Einkaufsverband CFLP erstellt.
Wirtschaft wendet sich von Expansion zu Kontraktion
Chinas Wirtschaft «wendet sich von Expansion zu Kontraktion», kommentiert der Analyst Zhang Liqun den gesunkenen PMI-Wert auf der Webseite des CFLP. Die Wachstumsrate der chinesischen Wirtschaft werde «künftig weiter sinken». Die Abschwächung zeige sich besonders in den Branchen Elektronikindustrie, Nahrungsmittel- und Metallindustrie. Zum Rückgang der Inlandsnachfrage komme hinzu, dass der Export weniger rund läuft. Vor dem Hintergrund der Krise in der Eurozone sind die Auftragsbücher der chinesischen Exporteure deutlich dünner geworden. Chinas Exporte waren im Oktober im Jahresvergleich so wenig gewachsen wie seit langem nicht mehr.
Inflation fällt
Zuletzt hatte die chinesische Konjunktur bereits deutlich nachgelassen – dazu hatten eine straffe Geldpolitik und eine von der Regierung gesteuerte Abkühlung des überhitzten Immobilienmarktes beigetragen. So war Chinas Wachstumsrate im dritten Quartal auf 9,1 Prozent gesunken, von 9,5 Prozent im zweiten und 9,7 Prozent im ersten Quartal. Auch die Inflation war deutlich gefallen, nachdem sie noch im Juli auf ein Dreijahreshoch von 6,5 Prozent im Juli geklettert war. Für Oktober hat die nationale Statistikbehörde in Peking eine auf 5,5 Prozent gesunkene Inflationsrate errechnet.
Lockerere Geldpolitik
Jahrelang hatte Peking zweistellige Wachstumsraten geliefert – 2010 lag sie noch bei 10,4 Prozent – , wovon die deutsche Exportwirtschaft profitierte. Stark von China abhängige deutsche Industriesektoren wie Auto, Eisen, Stahl und Maschinenbau rechnen trotz sich abschwächender Steigerungsraten aber weiter mit guten Geschäften. Am Mittwoch hatte Chinas Notenbank die Geldpolitik gelockert, um den Banken höhere Kreditvergaben zu ermöglichen. Erstmals seit fast drei Jahren wurden die Mindestreserve-Anforderungen für die Geschäftsbanken des Landes gesenkt. Dies wird von Beobachtern als Hinweis darauf zu verstehen, dass sich die kommunistische Parteiführung in Peking erstmals wieder mehr um das heimische Wirtschaftswachstum sorgt als um die Kontrolle der Inflation. (awp/mc/ps)