Zürich – Die Schweizer Börse ist zwar tiefer in den Handel gestartet, hat aber kurz nach der Eröffnung ins Plus gedreht. Mittlerweile macht sich an der hiesigen Börse eine leichte Erholungsbewegung bemerkbar. Nachdem am Freitag nach Börsenschluss die Ratingagentur S&P mit den USA die grösste Volkswirtschaft der Welt auf AA+ von bisher AAA herabgestuft hat, war nach den herben Verlusten der Vorwoche die Unsicherheit an den Aktienmärkten weiter gestiegen. In ersten Reaktionen nach der Herabstufung war vereinzelt von der Gefahr eines «Schwarzen Montags» die Rede, mittlerweile hat sich die Situation jedoch beruhigt.
International liefen die Bemühungen zur Stabilisierung der Märkte am Wochenende heiss. Die Finanzminister der G7 etwa haben sich in einer Telefonkonferenz in der Nacht zum Montag zu ihrer Verantwortung für stabile Aktienmärkte bekannt. Die G7 würden bei Bedarf «koordiniert eingreifen», um Liquidität zu sichern und um das Funktionieren der Finanzmärkte zu unterstützen, hiess es. Die EZB hat ausserdem den Kauf von spanischen und italienischen Anleihen signalisiert. Von Marktbeobachtern wurde diese Ankündigung zum Teil als «kraftvolles» Signal an die Anleihenmärkte gewertet.
Bis um 09.30 Uhr gewinnt der Swiss Market Index (SMI) 1,69% auf 5`259,25 Punkte. Der 30 Titel umfassende, gekappte Swiss Leader Index (SLI) steigt 1,63% auf 800,18 Zähler und der breite Gesamtmarkt (SPI) 1,21% auf 4`800,31 Punkte.
Anders als an den asiatischen Börsen, welche z.T. deutlich im Minus schlossen, notieren die europäischen Handelsplätze höchstens leicht im negativen Bereich. In ersten Händlerkommentaren heisst es, ein Teil der Unsicherheit sei bereits mit der Entwicklung der Vorwoche eingepreist gewesen. Zudem sei die Herabstufung nicht unerwartet gekommen. Einige Investoren dürften die Herabstufung auch als «Befreiungsschlag» werten und den Zeitpunkt für einen günstigen Einstieg sehen, so ein Händler.
Die Berichtsagenda besticht derweil mit gähnender Leere. In der Schweiz wurde am Morgen vor Börsenstart lediglich die Arbeitslosenquote für den Juli veröffentlicht, die mit 2,8% im Rahmen der Erwartungen ausgefallen ist. Unternehmenszahlen stehen erst ab Dienstag auf dem Programm. Unter den Blue Chips werden Synthes, Nestlé, Adecco, ZFS und Swisscom diese Woche Zahlen präsentieren.
Die grössten Gewinner im frühen Handel finden sich bei den Bankenwerten, welche von einer Entspannung in der europäischen Schuldenkrise am meisten profitieren dürften. Die UBS gewinnt 5,4%, die CS 5,1%. Julius Bär notieren 3,1% höher. Assekuranzwerte wie ZFS (+2,2%) und Swiss Re (+1,2%) profitieren etwas weniger deutlich.
Gestützt wird die Erholung des SMI aber auch zum grossen Teil von den Schwergewichten, welche allesamt im positiven Bereich notieren. So gewinnen Nestlé und Novartis je 1,4%, Roche 1,3%. Im positiven Bereich notieren zudem Geberit (+2,6%), Syngenta (+1,9%) und Lonza (+1,4%). Auch die in der Vorwoche arg gebeutelten Luxusgütertitel Richemont (+1,6%) legen zu, während Branchenkollege Swatch (+0,5%) mässig steigt.
Konjunktursensitive Werte tendieren uneinheitlich. So können Holcim (+1,5%) oder Adecco (+1,5%) an der Erholung partizipieren, während ABB (-0,1%) – neben Swisscom (-0,1%) und Weatherford (-3,6%) – bei den Blue Chips als einziger Wert im negativen Bereich notiert.
Givaudan (+0,5%) wird von HSBC auf das Rating «Neutral» von bisher «Overweight» runtergestuft, das Kursziel auf 820 (1`020) CHF angepasst. Die letzte Woche publizierten Zahlen des Aroma- und Riechstoffhersteller hätten enttäuscht und der starke CHF sowie die Rohstoffkosten würden nichts Gutes für den Ausblick verheissen, lautet der Kommentar der Analysten.
Im breiten Markt hat OC Oerlilkon (+0,9%) den Verkauf ihres Carding-Geschäfts an die chinesische Zhengzhou Hi-Tech Non-woven Technology bekannt gegeben. Die Transaktion erfolgt rückwirkend per 1. April 2011, sie soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen werden.
Den grössten Gewinner stellen aber Swissmetal (+22%). Der Buntmetall-Hersteller gab bekannt, dass eine Einigung mit der Bankenseite für den Zugang zu Lager absehbar sei. Damit sei die Swissmetal-Gruppe in ihren Bemühungen, eine Lösung mit den finanzierenden Banken zu erreichen, näher gekommen.
Grösste Verlierer sind Cytos (-12,6%), Evolva (-12,2%) und Cicor (-12,2%). (awp/mc/upd/ps)