Frankfurt – Der rasante Wertverfall der türkischen Währung hat sich fortgesetzt. In der Nacht zu Mittwoch kam es zu einem heftigen Kurssturz. Für einen Dollar mussten bis zu 4,82 Lira und für einen Euro bis zu 5,72 Lira gezahlt werden, und damit jeweils so viel wie noch nie. Die Talfahrt der vergangenen Woche hat sich bereits seit Montag stark beschleunigt. Seit Beginn des Jahres hat die türkische Währung zum Euro etwa 25 Prozent an Wert verloren.
Marktbeobachter erklärten den jüngsten Kurssturz der Lira mit einem starken Verkauf der Währung durch japanische Investoren in der vergangenen Nacht. Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank verwies auf das geringe Handelsvolumen in den Nachtstunden. Dies habe zu der heftige Reaktion am Devisenmarkt geführt. Dennoch erkennt Leuchtmann in der jüngsten Kursreaktion ein «deutliches Symptom einer Währungskrise».
Devisenexperte Manuel Andersch von der BayernLB verwies ebenfalls auf die geringe Liquidität im asiatischen Handel als Begründung für den jüngsten Kurssturz. Er erklärte die Verluste aber auch mit der jüngsten Kritik der Ratingagentur Fitch an der Aushöhlung der Unabhängigkeit der türkischen Zentralbank.
Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte im Wahlkampf der türkischen Notenbank gedroht. Wenn die Bevölkerung wegen der Politik der Zentralbank Probleme habe, würde sie den Präsidenten dafür verantwortlich machen, sagte Erdogan. Daher müsse er eingreifen und werde im Falle eines Wahlsiegs im Juni die Währungshüter stärker unter seine Kontrolle nehmen. (awp/mc/ps)