US-Arbeitsmarkt enttäuscht im März
Washington – In den USA hat sich der Arbeitsmarkt im März deutlich schwächer als erwartet entwickelt. Statt der von Experten erwarteten Schaffung von 205.00 Stellen ausserhalb der Landwirtschaft wurden nur 120.000 neue Arbeitsplätze verzeichnet. Das war die geringste Zunahme seit fünf Monaten. Im Februar wurden allerdings mit 240.000 Stellen 13.000 mehr geschaffen als zunächst berechnet, wie das US-Arbeitsministerium am Freitag mitteilte.
Die Arbeitslosenquote fiel dennoch leicht von 8,3 auf 8,2 Prozent. Sie ist damit so niedrig wie seit Januar 2009 nicht mehr – aber für amerikanische Verhältnisse immer noch sehr hoch. Ökonomen hatten hingegen ein Verharren auf dem Vormonatswert von 8,3 Prozent erwartet. Die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen hingegen wie erwartet um 0,2 Prozent zum Vormonat. Im Februar waren die Stundenlöhne noch um 0,3 Prozent nach oben geklettert. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit fiel im März von 34,6 Stunden im Vormonat auf 34,5 Stunden.
Dow-Jones-Future dreht deutlich ins Minus
Die Wall Street konnte feiertagsbedingt nicht auf die Daten reagieren, der Terminhandel setzte aber ein klares Zeichen, dass es mit den Kursen am Montag wohl nach unten gehen dürfte: Unmittelbar nach den Daten drehte der Dow-Jones-Future deutlich ins Minus. Zuletzt lag er mehr als ein Prozent tiefer.
Experten zeigten sich enttäuscht: Der Rückgang der Arbeitslosenquote ist der japanischen Bank Nomura zufolge mehr der Resignation von Arbeitslosen als der Schaffung von Jobs geschuldet. Durch die Daten könnte die Debatte um ein drittes Anleihenkaufprogramm (QE 3) wieder angeheizt werden, meinten die Experten von Jefferies. Insgesamt gibt es in den USA 12,7 Millionen Arbeitssuchende, mehr als 40 Prozent davon sind seit mehr als einem halben Jahr ohne Erwerbsbeschäftigung. Weitere 7,7 Millionen suchten nach einer Vollzeittätigkeit, mussten sich aber mit Teilzeitstellen begnügen.
Arbeitslosenquote als Stolperstein für Obama
Obwohl die Arbeitslosenquote auf den geringsten Wert in der Amtszeit von US-Präsident Barack Obama fiel, könnte sie laut Experten für ihn zum Stolperstein im Kampf um die Wiederwahl werden. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde noch kein Präsident im Amt bestätigt, unter dessen Ägide die Arbeitslosigkeit bei acht Prozent lag. «Es gibt noch mehr Arbeit zu erledigen», räumte der ökonomische Chefberater des Weissen Hauses, Alan Krueger, ein.
Obama erbte bei seinem Amtsantritt Anfang 2009 die schwerste Wirtschaftskrise seit der grossen Depression, in deren Zuge fast neun Millionen Jobs vernichtet worden waren. Seit gut zwei Jahren nimmt die Zahl neuer Stellen zwar ohne Unterlass zu, doch insgesamt wurden erst gut vier Millionen wieder aufgebaut.
Fed: Vorerst keine weiteren Hilfsmassnahmen
Das im März abgeflaute Jobwachstum unterstreicht jüngste Äusserungen des US-Zentralbankchefs Ben Bernanke. Der Vorsitzende der Federal Reserve (Fed) mahnte, dass für eine echte Erholung auf dem Arbeitsmarkt die Konjunktur deutlich anziehen müsse. Dafür mangele es aber an einer starken Verbrauchernachfrage nach Konsumgütern, die etwa 70 Prozent der US-Wirtschaft ausmache. Auch steigende Benzinpreise und die schwelende Finanzkrise in Europa hemmen laut Volkswirten die Konjunktur in den Vereinigten Staaten.
Trotz der Sorgen vor einer bröckelnden Erholung peilt die Fed vorerst keine weiteren Hilfsmassnahmen an. Aus dem Protokoll ihrer jüngsten Sitzung geht hervor, dass sich die Währungshüter mit weiteren Massnahmen der geldpolitischen Lockerung bis auf weiteres zurückhalten wollen. Eine Abkehr von der derzeitigen Politik historischer Niedrigzinsen käme aber erst bei einer «signifikanten» Änderung des wirtschaftlichen Ausblicks nach oben infrage. (awp/mc/pg)