Zürich – Der Schweizer Aktienmarkt hat am Mittwoch deutlich zugelegt. Händler äusserten sich positiv über die wenn auch kleinen Fortschritte in Washington bei den Verhandlungen über neue Konjunkturhilfen gegen die Folgen der Pandemie. Dagegen stimmte die in vielen Weltregionen bedrohliche Infektionsentwicklung und der schwelende Streit der USA mit China die Anleger eher vorsichtig. Die Umsätze hätten sich in Grenzen gehalten: «Wir waren mit angezogener Handbremse unterwegs», sagte ein Händler.
Der hiesige Anstieg wurde von den als defensiv beurteilten Schwergewichten getragen. Händler sahen darin das Bedürfnis der Anleger nach mehr Sicherheit. «Dass die einzelnen Länder wieder vermehrt Reiserestriktionen und im Inland andere einschränkende Massnahmen ergreifen, lässt wenig Gutes erahnen», sagte der Händler. Die nach Handelsschluss in Europa anstehende Veröffentlichung des Protokolls zum Zinsentscheid der US-Notenbank vom Juli habe den Risikoappetit zusätzlich ein wenig gedämpft.
Der SMI schloss 1,39 Prozent höher auf dem Tageshoch von 10’310,01 Punkten. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewann 1,17 Prozent auf 1’572,06 und der breitgefasste SPI 1,32 Prozent auf 12’827,74 Zählern. 27 Gewinnern im SLI standen drei Verlierer gegenüber.
Den stärksten Abschlag verbuchten die stets volatilen Aktien von AMS (-2,2%), an die Alcon (+0,3%) im Verlauf die rote Laterne abgeben konnte. Beim Augenheilkunde-Spezialisten lastete nämlich zunächst der coronabedingte schwache Quartalsabschluss stark auf dem Kurs. Das zweite Quartal 2020 sei eines der herausforderndsten der Firmengeschichte gewesen, hatte Alcon-Chef David Endicott in einer Telefonkonferenz gesagt. Die Entwicklung im Juni habe ihn aber ermutigt. Nach diesen optimistischen Aussagen am Nachmittag setzte die Kurserholung ein.
Clariant (-1,2%) litten laut Händlern unter Gewinnmitnahmen nach dem spekulationsbedingten Anstieg vom Vortag. Kommt es nicht wie am Vortag kolportiert zu einer Übernahme, sei der Chemiekonzern zu hoch bewertet, urteilte am Berichtstag ein Analyst.
Den Aktien von Swatch (-0,4%), die im Verlauf einen Grossteil der Abschläge aufholen konnten, machten laut Händlern die Reisebeschränkungen, der Konflikt zwischen China und den USA und Abgaben vor den am Donnerstag erwarteten Uhrenexportzahlen zu schaffen.
Die Gewinner wurden dagegen von defensiven Werten wie dem Hörgerätehersteller Sonova (+2,2%) angeführt. Analysten äusserten sich positiv über die neue Technologieplattform des Unternehmens.
Dahinter folgten die Titel der Arzneimittelhersteller Roche (+2,4%) und Vifor (+2,4%). Bei Roche führten Händler die Kooperation mit dem US-Biotech-Unternehmen Regeneron an. Die beiden wollen zusammen einen Covid-19-Antikörpercocktail entwickeln.
Gefragt waren zudem die ebenfalls defensiven Telekomtitel Swisscom (+2,2%), der Technologiewert Logitech (+2,1%), der Pharmawert Novartis (+1,5%) sowie der Lebensmitteltitel Nestlé (+1,7%).
Im Verlauf schlugen auch die Banken CS (+2,1%), Julius Bär und UBS (je +1,4%) einen Aufwärtstrend ein.
Grössere Kursausschläge gab es am breiten Markt. Nach Zahlen verkauft wurden etwa Zur Rose (-9,5%), Implenia (-10%) und Orior (-1,3%). Die Helvetische Bank sprach auch vom Tag der Enttäuschungen.
Fester waren Orascom (+4,2%). Der Bau- und Tourismuskonzern geht nach einem Verlust im ersten Halbjahr im zweiten Semester von einer starken Belebung des Immobiliengeschäfts aus.
Achiko sprangen um 395 Prozent an respektive um 73 Rappen. Das indonesische Fintech will einen einfach und günstigen Corona-Schnelltest noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.
Penny Stock Relief Therapeutics büsste zudem 4 Prozent ein. Der 2020 massiv gestiegene Biotechwert litt laut Händlern darunter, dass Aktionär Michel Dreano seine Beteiligung auf unter 0,2 Prozent von bisher 4,78 Prozent reduziert hatte. (awp/mc/ps)