US-Schluss: Gaza-Krieg belastet Dow – Amazon stützt Nasdaq

Boerse

(Adobe Stock)

New York – Die deutlich angeschlagene Technologiebörse Nasdaq hat sich am Freitag stabilisiert. Zu einer echten Erholung jedoch kam es trotz erfreulicher Quartalsberichte vom Online-Handelskonzern Amazon und dem Chip-Riesen Intel letztlich nicht. Die Gewinne bröckelten vor allem im späteren Handel ab. Anleger sind vor dem Wochenende darüber besorgt, dass die israelitische Armee laut dem jordanischen Aussenminister Aiman Safadi den Bodenkrieg in Gaza gegen die Hamas begonnen hat. Zudem sorgte die in der neuen Woche anstehende US-Leitzinsentscheidung bereits für etwas Nervosität.

Der Dow Jones Industrial gab letztlich um 1,12 Prozent auf 32’417,59 Punkte nach, wodurch sich der Wochenverlust auf 2,1 Prozent beläuft. Der marktbreite S&P 500 sank am Freitag um 0,48 Prozent auf 4117,37 Punkte. Der überwiegend mit Technologiewerten bestückte Nasdaq 100 rückte um 0,50 Prozent auf 14’180,42 Zähler vor, nachdem er tags zuvor den tiefsten Stand seit Ende Mai erreicht hatte. Sein Wochenminus beträgt 2,6 Prozent.

Laut Analyst Jim Reid von der Deutschen Bank kehrte dank Amazon zunächst wieder eine gewisse Entspannung im US-Technologiesektor ein. Der zu den «Magnificent 7» zählende Online-Handelsgigant habe die Umsatz- und Gewinnschätzungen für das dritte Quartal übertroffen und ermutigende Aussagen über die Aussichten des wichtigen Cloud-Computing-Geschäfts abgegeben, sagte Reid. Jefferies-Analyst Brent Thill lobte: Die Profitabilität verbessere sich, das Cloud-Geschäft dürfte bald stärker wachsen und Künstliche Intelligenz (KI) sorge für Rückenwind. Die zuletzt besonders seit Mitte Oktober erneut abgestrafte Aktie erholte sich mit einem Kursplus von knapp sieben Prozent und war einer der gefragtesten Werte im Nasdaq-Auswahlindex.

Zu den sogenannten «Magnificent 7» zählen die grössten und bedeutendsten US-Tech-Konzerne Alphabet, Meta, Microsoft, Tesla und Amazon, die allesamt inzwischen ihre Quartalsberichte vorgelegt haben. Zudem gehören Apple und Nvidia dazu, deren Berichte noch ausstehen.

Mit Blick auf die Fed-Sitzung in der neuen Börsenwoche sieht Deutsche-Bank-Experte Reid nach den jüngsten US-Konjunkturdaten unverändert eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Zinspause kommen wird. Zudem gilt aktuell am Markt auch eine Zinsanhebung im Dezember eher als unwahrscheinlich.

Es gibt aber auch andere Stimmen: Sophie Lund-Yates, leitende Aktienanalystin bei Hargreaves Landsdown, spricht von zuletzt überhitzten Wirtschaftsdaten, weshalb das Narrativ von höheren und längeren Zinssätzen lauter und deutlicher werde. Das aber würde besonders Aktien von Technologieunternehmen negativ treffen. Sie gelten als Wachstumsunternehmen mit vor allem in der Zukunft liegenden Gewinnen. Diese aber sind in einem Umfeld hoher Zinsen aus heutiger Sicht weniger wert.

Unter den Einzelwerten überzeugte neben Amazon auch Intel. Der Chiphersteller rechnet im laufenden letzten Jahresabschnitt dank einer anziehenden Nachfrage, Fortschritten beim Umbau der Produktion und des Booms rund um KI-Angebote endlich wieder mit einem Umsatzplus. Zudem soll sich der um Sondereffekte bereinigte Gewinn weiter verbessern. Die Papiere legten an der Dow-Spitze um etwas mehr als neun Prozent zu.

Chevron nahmen im Wall-Street-Index Dow den letzten Platz ein und büssten fast sieben Prozent ein. Der Ölkonzern meldete für das dritte Quartal einen überraschend starken Gewinnrückgang. Vor einem Jahr hatte der Krieg Russlands gegen die Ukraine die Ölpreise in die Höhe schnellen lassen und zu einer Gewinnschwemme unter den Ölkonzernen geführt.

Auch der Autobauer Ford enttäuschte, denn er verliert weiterhin viel Geld mit seinen Elektro-Fahrzeugen. Das beförderte die Aktien an das Ende des S&P 100, wo sie um etwas mehr als zwölf Prozent absackte.

Der Euro wurde zuletzt mit 1,0568 US-Dollar gehandelt, nachdem er zuvor zeitweise noch dicht unter 1,06 Dollar gestiegen war. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Nachmittag in Frankfurt auf 1,0541 (Donnerstag: 1,0540) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9486 (0,9487) Euro.

Am US-Rentenmarkt legte der Terminkontrakt für zehnjährige Staatsanleihen (T-Note-Future) zuletzt um 0,13 Prozent auf 106,48 Punkte zu. Die Rendite sank auf 4,84 Prozent. (awp/mc/ps)

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