US-Schluss: Anleger bleiben auf Rekordniveau vorsichtig
New York – Nach der Rekordrally der vergangenen Wochen haben es die Anleger an den US-Börsen am Montag langsam angehen lassen. Fehlende Fortschritte in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China und die Unsicherheit wegen einer erneuten Gewaltwelle bei den Protesten in Hongkong galten unter Börsianern als ausreichende Argumente, um vorsichtig in die neue Woche zu gehen.
Gestützt auf klare Kursgewinne bei den schwergewichtigen Boeing-Aktien schaffte es der Leitindex Dow Jones Industrial am Ende immerhin knapp ins Plus. Zur Schlussglocke stand er 0,04 Prozent höher bei 27’691,49 Punkten. Für eine neue Bestmarke, die er am Donnerstag bei 27’774 Zählern markiert hatte, reichte dies freilich nicht.
Andere Indizes, die zuletzt ebenfalls neue Rekorde geschrieben hatten, verblieben am Montag aber moderat in der Verlustzone: Der marktbreite S&P 500 gab zuletzt um 0,20 Prozent auf 3087,01 Punkte nach, während der technologielastige Nasdaq 100 um 0,17 Prozent auf 8241,91 Zähler fiel.
Nachdem in Hongkong erneut ein Demonstrant von einem Polizisten angeschossen worden war, spielten sich in der chinesischen Sonderverwaltungsregion zu Wochenbeginn wieder chaotische Szenen ab. Ein daraus resultierender Kursrutsch an den China-Börsen bremste auch in Europa und New York die Risikobereitschaft der Anleger.
Derweil dämpfte Donald Trump mit der Aussage über zähe Verhandlungen weiter die zuletzt spürbare Euphorie im Handelsstreit mit China. Die Gespräche gingen voran, aber langsam, «viel zu langsam für mich», sagte der US-Präsident am Wochenende – und betonte erneut, dass vor allem China Interesse an einem Abkommen habe. «Wenn es kein grossartiger Deal ist, werde ich ihn nicht machen», sagte Trump.
Auf Unternehmensseite machte vor allem das angebliche Interesse des Finanzinvestor KKR am Pharmahändler Walgreens Boots Alliance Schlagzeilen. Dies hievte die Walgreens-Papiere an der Dow-Spitze mit 5 Prozent ins Plus, auch wenn es als unsicher gilt, ob solch eine Übernahme wirklich realistisch ist.
Dicht auf den Fersen waren ihnen die Aktien von Boeing, die als Schwergewicht im Dow um 4,5 Prozent stiegen – angetrieben von der Hoffnung, dass bald die Wiederauslieferung des mit Flugverboten belegten Krisenjets 737 Max beginnen kann. Boeing selbst zeigte sich zuversichtlich, dass eine neue Steuerungssoftware noch in diesem Quartal zertifiziert werden könnte.
Im Dow waren Cisco und Goldman Sachs dagegen mit Abschlägen von 1,5 und 1,7 Prozent unter den grösseren Verlierern. Bei Cisco machen sich die Experten von Piper Jaffray Sorgen um die IT-Ausgaben der Kunden. Bei Goldman Sachs sorgte ein Medienbericht für Gesprächsstoff, wonach die Investmentbank einen Schritt zurück machen könnte bei einem bereits 2017 ausgegebenen Ertragsziel für das Jahr 2020.
Bei Qualcomm wurden Gewinnmitnahmen von einem Analystenkommentar befeuert. Morgan Stanley hält die Aktien des Chipkonzerns nach gutem Lauf für nicht mehr attraktiv. Die zuletzt auf einem Hoch seit der Jahrtausendwende angekommenen Papiere fielen um 2,3 Prozent, womit sie im Nasdaq 100 zu den grösseren Verlierern zählten.
Eine positive Ausnahme waren im Tech-Bereich die Tesla-Aktien, die mit plus 2,4 Prozent zum Profiteur von einem Analysenkommentar wurden. Wegen eines besser beurteilen Risikoprofils hat Philippe Houchois von Jefferies sein Kursziel für die Papiere des Elektroautobauers um gleich ein Drittel auf 400 Dollar nach oben geschraubt.
Der Euro hat am Montag ohne spürbare Impulse keine Sprünge gemacht. Zuletzt wurden in New York 1,1032 US-Dollar für die Gemeinschaftswährung gezahlt. Den Referenzkurs hatte die Europäische Zentralbank (EZB) zwischenzeitlich auf 1,1041 (Freitag: 1,1034) Dollar festgelegt. Der Dollar kostete damit 0,9057 (0,9063) Euro.
Am US-Anleihemarkt fand am Montag wegen des «Veterans Day» feiertagsbedingt kein Kassahandel statt. (awp/mc/ps)