New York – Die wichtigsten US-Aktienindizes haben vor dem verlängerten Wochenende zumeist etwas zugelegt. Die Anleger hofften laut Marktanalyst Edward Moya vom Handelshaus Oanda, dass US-Präsident Donald Trump bald ein neues Konjunkturpaket nachlegen könnte, da sich die Wirtschaft wohl noch nicht so stark von dem virusbedingten Lockdown erholt wie erwartet. Etwas auf die Stimmung drückten jedoch die zuletzt wieder grösseren Spannungen zwischen den USA und China.
Der US-Leitindex Dow Jones Industrial weitete seine Vortagesverluste minimal aus und schloss am Freitag 0,04 Prozent tiefer bei 24’465,16 Punkten. Auf Wochensicht aber steht ein Plus von 3,29 Prozent zu Buche. In den USA wird am Montag wegen des Feiertages Memorial Day nicht gehandelt.
Für den marktbreiten S&P 500 ging es am Freitag um 0,24 Prozent auf 2955,45 Zähler nach oben. Der technologielastige Nasdaq 100 legte um 0,38 Prozent auf 9413,99 Punkte zu.
Zuletzt war der Ton zwischen den beiden grössten Volkswirtschaften der Welt wieder rauer geworden. US-Präsident Donald Trump schiebt China den Schwarzen Peter in der Corona-Krise zu, was in Peking naturgemäss nicht gut ankommt. Auch machte Trump jüngst wieder mehr Stimmung gegen China in Sachen Handelskonflikt.
Hinzu kommen nun weitere Konfrontationspunkte zwischen beiden Ländern. So will Chinas Führung «wenn nötig» in Zukunft auch eigene nationale Sicherheitsorgane in Hongkong aufstellen und einsetzen. Die Hongkonger Börse war daraufhin zum Wochenschluss schwer unter Druck geraten. Experten befürchten neue Massenproteste in der früheren britischen Kronkolonie, die seit der Rückgabe 1997 an China weitgehend autonom verwaltet wird.
Unter den Einzelwerten an der Wall Street waren unter anderem die Papiere von Foot Locker mit einem Minus von 8,5 Prozent auffällig. Die Umsätze des Sportschuhhändlers waren durch die Corona-Krise im ersten Quartal stärker unter Druck geraten als ohnehin befürchtet. Zudem füllen sich angesichts fehlender Nachfrage die Lager des Konzerns. Die Anteilscheine des Branchenkollegen Under Armour sackten um rund 4 Prozent ab, nachdem der Sportartikel-Anbieter eine bereits bestehende Wandelanleihe aufgestockt hatte.
Für die Papiere von Hewlett Packard Enterprise ging es als Schlusslicht im S&P 500 um mehr als elf Prozent abwärts. Auch die Umsätze des IT-Unternehmens waren stärker zurückgegangen als gedacht.
Dem chinesischen Online-Händler Alibaba hatte die Covid-19-Pandemie im letzten Geschäftsquartal die Geschäfte verhagelt. Die in New York notierten Anteilscheine verloren fast sechs Prozent.
Die Aktien des Herstellers von Landwirtschafts- und Baumaschinen Deere & Co büssten anfängliche Gewinne ein und schlossen 1,5 Prozent tiefer. Der Traktoren-Produzent hielt sich mitten in der Corona-Krise bislang besser als befürchtet. Das war zunächst gut angekommen, weil gerade das abgelaufene Geschäftsquartal üblicherweise wichtig ist, da Landwirte vor und zu Beginn der Saatsaison oftmals Geld in Ausrüstung stecken. Allerdings warnte das Unternehmen angesichts der Pandemie vor künftig fallenden Erlösen.
Der Euro litt unter einer allgemeinen Dollar-Stärke und notierte zuletzt bei 1,0902 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs auf 1,0904 (Donnerstag 1,1000) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9171 (0,9091) Euro. Angesichts der neuen Spannungen zwischen den USA und China legten zehnjährige US-Staatsanleihen um 4/32 Punkte auf 99 21/32 Punkte zu und rentierten mit 0,659 Prozent. (awp/mc/ps)